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Schriften über das höhere Unterrichtswesen

vielfältigung, die Unmöglichkeit einer ausreichenden Disciplin, end-
lich die Verfälschung der Wissenschaft durch Partheisteilung der
Universitäten.
Welcher grossen materiellen Mittel eine Hochschule hei
dem jetzigen Stande der Naturwissenschaften, der alle Ufer über-
fluthenden Masse der Bücher aus allen Welttheilen und den mit
dem allgemeinen Wohlstände und Wohllehen immer steigenden
Forderungen für die Gehalte so vieler Lehrer bedarf, ist kaum zu
erwähnen nothwendig. Natürlich kann und soll nicht jede Uni-
versität hinsichtlich ihrer physikalischen, astronomischen, zoologi-
schen, mineralogischen, anatomischen Kabinete, ihrer chemischen
Laboratorien, ihrer botanischen Gärten und ihrer Kliniken aller
Art, ihrer Bibliotheken wetteifern mit den ähnlichen Anstalten in
den Hauptstädten von Riesenreichen. Allein so viel muss ihr ge-
geben seyn, dass nachhaltig ihre sämmtiiehen Lehrer im Stande
sind, auf dem Laufenden ihrer Wissenschaft zu bleiben. Dazu
aber gehört wahrlich nicht wenig, und wir sprechen aus einer
vieljährigen und vielfachen Erfahrung, wenn wir beim jetzigen
Stande der Dinge nur für die sogen. Institute jährlich 30—40,000 fl.
verlangen. Auch ist einleuchtend, dass schon der Umfang und
die Zahl der nöthigen Gebäude aller Art eben keine Kleinigkeit
für den ist, der sie beschaffen soll. Wir sind uns bewusst, hier-
bei das Material nicht über Gebühr gegenüber von seiner Nütz-
lichmachung und vom Talente in Anschlag zu bringen. Was hilft
einem Professor aller Geist und Eifer, wenn er nicht in Erfah-
rung bringen kann, was von Andern in seinem Fache geschehen
ist und geschieht? Fällt es nun schon den meisten Regierungen
schwer, solche grosse Ausgaben neben den Gehalten und sonstigem
allgemeinen Aufwande für die Universität zu machen, wie viel
grösser ist die Aufgabe für Privatkräfte! Auf laufende Unter-
zeichnungen von Einzelnen ist natürlich nicht viel, und nament-
lich für die Dauer nicht zu rechnen. Bezahlungen von den Schü-
lern aber können einer Seits nicht beträchtlich seyn, damit die
Wissenschaft nicht zum Monopol der Reichen werde; anderer Seits
sind sie in sittlicher und disciplinarischer Beziehung ein Fluch
für jede Anstalt, deren Existenz von diesem Hülfsmittel abhängt.
Wenn schon jetzt das Honorarien-Wesen auf unsern Hochschulen
(neben manchem Guten) die Quelle vielfacher Missstände ist; wie
muss sich ein solcher unerfreulicher Zustand steigern, wenn von
der Frequenz der Schüler das Daseyn der Anstalt unmittelbar und
bleibend abhängt. Offenbar kann nur förmliche Fundirung eine
 
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