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zum ordentlichen Professor der Rechte ernannt, nachdem ein Ruf
an die deutsche Kanzlei zu Kopenhagen abgelehnt worden war.
Dagegen folgte er 1802 einem ehrenvollen Rufe an die Universi-
tät zu Jena, wo er als Professor der Rechte drei Jahre lang
wirkte. In diese Zeit seines Aufenthalts zu Jena fällt die Ab-
fassung seines Systems des Pandectenrechtes — des ersten deut-
schen Lehrbuchs der Pandecten, das nun in acht Auflagen vor-
liegt (s. unten Nr. 9.}. In diese Zeit fällt auch seine Ernennung
um Mitglied der vom Kaiser Alexander in Russland niederge-
^tzten Gesetzgebungscommission, an welcher ausser Thibaut die
^gesehensten Rechtslehrer Deutschlands Theil nahmen. Mehrere
Prüfungen an andere Orte, an die Universitäten Greifswalde, Halle
1 nach Mietau erfolgten inzwischen, sie wurden abgelehnt;
m erleuchteten Geiste der badischen Regierung war es vorbe-
Jten, den schon damals so berühmten Rechtslehrer für die um
;ne Zeit neu ins Leben gerufene Universität Heidelberg zu ge-
innen. Es war diess das Werk des damaligen Curators, jetzi-
m Präsidenten des Grossherzoglichen Staatsministeriums, des um
unsere Anstalt in allen Zeiten und unter allen Verhältnissen so
hochverdienten Freiherrn von Reizenstein. Durch ihn zu-
nächst und den damaligen Geheimereferendär Hofer ward die
Berufung Thibaut’s an die Universität Heidelberg im Sommer des
Jahres 1805 eingeleitet; im Spätjahr traf Thibaut in Heidelberg
ein, als ordentlicher Professor der Rechte mit dem Titel eines
Hofraths; hier erwartete ihn der schon das Jahr zuvor dahin be-
rufene Heise, während Martin aus Göttingen ebenfalls im Som-
mer 1805 eingetroffen war, zwei Jahre später (1807) von Witten-
berg Zachariä. Von dieser Zeit an beginnt, zumal da auch
für die andern Facultäten berühmt© Männer gewonnen waren, die
neue Epoche der Universität, die sich bald zu einer der ersten
Deutschlands erhob. Was Thibaut dazu beigetragen, und wie er
in fünf und dreissigjähriger Wirksamkeit diese Stellung der Uni-
versität zu erhalten, und unter allen Stürmen und Wechselfällen
des äussern Lebens zu sichern bemüht war, das ist zu bekannt,
als dass es hier zu wiederholen nöthig wäre. Sein Leben, sein
Wirken war mit der Universität, im eigentlichen Sinne des Wor-
tes, aufs Innigste verbunden; er kannte nichts Anderes, er lebte
für nichts Anderes, als für seinen akademischen Beruf, dem er
seine ganze Kraft widmete, alles Andere von sich ablehnend, Er-
holung nur suchend in dem stillen Kreise seiner Familie, in der
Natur und Musik, und zwar in der edleren, geistlichen Musik?
 
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