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Nr. 3.

HEIDELBERGER

1845»

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Ott: Geschichte der letzten Kämpfe Napoleon s.
(Fortsetzung.)
Der r es tau r i re n de n Grundkraft fällt nach langem Ebben
und Fluthen endlich der Sieg anheim, jedoch in neuer Gestaltung,
welche bei dem wesentlich geänderten Ton der Denkart und Sitte
eine ungewisse, verhängnisvolle Zukunft in ihrem Schoosse trägt
(Vorrede 8). So greift der Sturz JNapoleon’s in die Gegen-
wart ein und birgt feindselige Stoffe, deren Ausgleichung noch
nicht gefunden ist. — Für den Ausbau seines auf diese Weise
entworfenen und gegliederten Werkes hat der Verfasser bei sie-
benjährigem Fleiss keine Mühe gescheut, dafür die raannichfal-
tigste Literatur Frankreichs, Englands und Teutschlands benutzt,
Paris und die Hauptschlachtfelder besucht, seine kriegswissen-
sohaftlichen Darstellungen prüfenden Fachmännern vorgelegt, viele
Zeugen der grossen Ereignisse abgehört, mit Gelehrten Frank-
reichs und Teutschlands für die Entdeckung neuer oder der
besten Quellen Rath suchenden Briefwechsel geführt, endlich die
Verarbeitung seines reichen Stoffes mit aller möglichen Sorg-
falt vollzogen. Selten sind Urtheile in den Gang der einander
bedingenden und treibenden Begebenheiten eingeflochten, ohne dass
diese gegenständliche oder objective Ruhe der nothwendigen
Wärme des Erzählers entbehrt. Die Sprache ist ernst und wür-
dig, sie springt weder in kurzen, abgerissenen Sätzen, welche der
Oberflächlichkeit gefallen, wie auf einem Tanzboden umher, noch
verliert sie sich in schwerfälligen, rhetorisch abgesteckten Rede-
gliedern; es ist ihr vielmehr meistens gelungen, die angemessene
Mitte zu bewahren; bald verweilend, bald angespannt je nach der
Beschaffenheit des Stoffes. Belegstellen und erläuternde An-
merkungen fehlen, weil der Verfasser wahrscheinlich die Auf-
merksamkeit des Lesers nicht stören wollte und den Brauch der
classisehen (antiken) Historiker vor Augen hatte. »Solchem
Verfahren kann man jedoch nicht beistimmen; ein kritisches
XX&VIJI. Jahrg. i. Doppelheft. 3
 
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