]Vr. 30 HEIDELBERGER 1845,
JAHRBÜCHER DER LITERATUR*
K u r % e Anzeigen.
CS chluss.')
Nur eine Stelle, unfern des Schlusses, mag es erlaubt seyn, hier
wörtlich aufzunehmen:
,,Was über den Glanz oder vielmehr über das N i ch t a 1 les g ol d
undNichtallessilber, was glänzt, des früheren Burglebens ge-
sagt ist, gilt von den Burgen selbst oder richtiger von den Wohnungen
der Menschen darin. Die alten Deutschen sind in der Hinsicht den Grie-
chen und Römern in ihrem besten Zeitalter gleich, welche in engen,
schlechten Häusern wohnten, während sie de« Göttern die Tempel baue-
ten, deren prächtige Trümmer wir noch heute anstaunen. Wer viele Bur-
gen gesehen hat, fand meistens nur ein oder zwei grössere Gemächer
oder Säle, alle andern Zimmer möglichst Mein, wie Schlafkammern für
zwei drei Menschen eingerichtet. Jene früheren Menschen, eine Art Him-
melstreber und Himmelstürmer im guten und schlimmen Sinn, baueten
die Thürine und Thore wie über das menschliche Maass hinaus, die
Kirchen und Tempel aber Gotte dem Heilande und den Heiligen, als
wollten sie damit sogleich in den Himmel hineinsteigen; so die Rath-
häuser, Gerichtssäle und andere öffentliche Baue im Gleichinaasse. Sie
hatten ein grosses Gefühl der lebendigen Gemeine, des ganzen vollen
Zusammenlebens und Zueammenhaltens. Wir haben ein grosses Gefühl
eines sogenannten Volkes, das allenthalben und nirgends ist, 3fanche
auch eine leere überfliegende Idee der Freiheit, welche wir häufig da
suchen, wo sie am wenigsten zu finden ist, während uns der Boden unter
den Füssen, wie dem Sancho Pansa der Gaul unter dem Sattel, wegmi»
nirt wird, ohne dass wir merken, dass wir in leerer, dünner Luft zap-
peln und frieren.“
Nun folgt S. 57 Dormagen und seine nächste Umgebung, von
Prisac, mit besonderer Rücksicht auf mittelalterliche Baiidenkmale;
dann S. 64 ff. ein Beitrag zu der Literärgeschichte des Mittelalters in
der Darstellung vom Leben und der wissenschaftlichen Thätigkeit des
C ä s a r i u s, Prior’s zu Heisterbacb, der bis in die Mitte des drei-
zehnten Jahrhunderts lebte, von Kaufmann; dann S. 86—174 ein grös-
serer Aufsatz von Meuser, welcher unter der Aufschrift „Zur Ge-
schichte der kurfürstl. Universität Bonn, mit besonderer
Rücksicht auf den dort in kirchlicher Hinsicht herrschenden Geista einen
allerdings höchst merkwürdigen Beitrag zur Culturgeschichte Deutsch-
lands in der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts bringt, indem
XXXVIH. Jahrg. 3. Doppelheft. 30
JAHRBÜCHER DER LITERATUR*
K u r % e Anzeigen.
CS chluss.')
Nur eine Stelle, unfern des Schlusses, mag es erlaubt seyn, hier
wörtlich aufzunehmen:
,,Was über den Glanz oder vielmehr über das N i ch t a 1 les g ol d
undNichtallessilber, was glänzt, des früheren Burglebens ge-
sagt ist, gilt von den Burgen selbst oder richtiger von den Wohnungen
der Menschen darin. Die alten Deutschen sind in der Hinsicht den Grie-
chen und Römern in ihrem besten Zeitalter gleich, welche in engen,
schlechten Häusern wohnten, während sie de« Göttern die Tempel baue-
ten, deren prächtige Trümmer wir noch heute anstaunen. Wer viele Bur-
gen gesehen hat, fand meistens nur ein oder zwei grössere Gemächer
oder Säle, alle andern Zimmer möglichst Mein, wie Schlafkammern für
zwei drei Menschen eingerichtet. Jene früheren Menschen, eine Art Him-
melstreber und Himmelstürmer im guten und schlimmen Sinn, baueten
die Thürine und Thore wie über das menschliche Maass hinaus, die
Kirchen und Tempel aber Gotte dem Heilande und den Heiligen, als
wollten sie damit sogleich in den Himmel hineinsteigen; so die Rath-
häuser, Gerichtssäle und andere öffentliche Baue im Gleichinaasse. Sie
hatten ein grosses Gefühl der lebendigen Gemeine, des ganzen vollen
Zusammenlebens und Zueammenhaltens. Wir haben ein grosses Gefühl
eines sogenannten Volkes, das allenthalben und nirgends ist, 3fanche
auch eine leere überfliegende Idee der Freiheit, welche wir häufig da
suchen, wo sie am wenigsten zu finden ist, während uns der Boden unter
den Füssen, wie dem Sancho Pansa der Gaul unter dem Sattel, wegmi»
nirt wird, ohne dass wir merken, dass wir in leerer, dünner Luft zap-
peln und frieren.“
Nun folgt S. 57 Dormagen und seine nächste Umgebung, von
Prisac, mit besonderer Rücksicht auf mittelalterliche Baiidenkmale;
dann S. 64 ff. ein Beitrag zu der Literärgeschichte des Mittelalters in
der Darstellung vom Leben und der wissenschaftlichen Thätigkeit des
C ä s a r i u s, Prior’s zu Heisterbacb, der bis in die Mitte des drei-
zehnten Jahrhunderts lebte, von Kaufmann; dann S. 86—174 ein grös-
serer Aufsatz von Meuser, welcher unter der Aufschrift „Zur Ge-
schichte der kurfürstl. Universität Bonn, mit besonderer
Rücksicht auf den dort in kirchlicher Hinsicht herrschenden Geista einen
allerdings höchst merkwürdigen Beitrag zur Culturgeschichte Deutsch-
lands in der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts bringt, indem
XXXVIH. Jahrg. 3. Doppelheft. 30