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jVr. 34 HEIDELBERGER 1845.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Schaumann und v. Gagern: Der zweite Pariser Frieden.
(Schluss.')
Da aber nicht Bonaparte die Revolution, sondern diese
jenen gemacht hatte, so forderte schon die Consequenz des ange-
legten Restaurationsprincips einen weitern Kreis; man zog ihn
aber absichtlich nicht in das Französische Volk und Gebiet
hinein theils aus Eifersucht gegen Teutscblands Wachs-
thum, theils aus künstlicher Furcht vor einem nationalen Wi-
derstand auf Tod und Leben (s. von Gagern I, 193); die au-
genblickliche, durch Nachgiebigkeit erkaufte Ruhe galt als das
höchste Gesetz diplomatischer Weisheit. Den Engländern
erschien es überdiess nützlicher, in dem neuen Königreich der
Niederlande einen halben Schützling zu besitzen, als durch
Ausdehnung der Teutschen Westgränze die Interessen des Brit-
tischen Handels und Gevverbfleisses zu gefährden. Die Russi-
sche Diplomatik stellte dagegen den Besitz Gesammtpolens
als Entschädigung für Teutschlands Wachstbum im Westen
auf, eine Bcdingniss, welche namentlich Oest reich abscbreckte,
die Französischen Abtretungen kräftig zu unterstützen. (S. von
Gagern I, 148. 300. 307.) Auf diese Weise gewann allmählig
auch bei dem Vertreter Oestreichs, dem Fürsten von Met-
ternich, die Grundansicht Raum, dass der Krieg des Jahres 1815,
nur gerichtet auf den Sturz Napoleons, keine Eroberungen
beabsichtige, und dass der gefährlichste Feind Europas, die be-
waffnete Revolution (le jacobinisme arme), aus Zerwürfnis-
sen der wider sie verbündeten Mächte den grössten Vortheil zie-
hen könne u. s. w. (S. Actenstück Nr. XI. bei Gagern II, 90.)
Die zweite, demnach wider Teutschland als Gesammt-
heit wirkende Ursache nicht gewonnener Territorialentschä-
digung tritt in der Eifersucht zwischen Preussen und
Oe st reich hervor. Daher blieb bei dem wachsenden Einfluss der
Russisch-Englischen Integritätspolitik gegenüber Frank-
XXXVIII. Jahrg. 3. Doppelheft. 24
 
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