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Nr. ü.

HEIDELBERGER

1845

JAHRBÜCHER DER LITERATÜR.

Etudes historiques. La barbarie Franke et la civilisation Romaine par
P. A. F. Gerard. Bruxelles, chez Auy. Degq. 1845. 281 Sei-
ten in gr 12.
Von dem durch Verdienst um Rechtspflege ausgezeichneten
Verfasser dieser kleinen historischen Arbeit (Substitut Auditeur
general ä la haute cour de justice militaire de Bruxelles) hat neu-
lich Ref. in diesen Blättern die für die Geschichte des letzten
Viertels des achtzehnten Jahrhunderts wichtigen, von ihm redigir-
ten Documente und Denkwürdigkeiten seines Landsmannes Rape-
dius de Berg angezeigt; in diesem Büchlein widersetzt er sich
routhig dem Bemühen vieler Gelehrten und Regierungen unserer
Tage, die Geschichte aus dem Leben wiederum in die Studierzim-
mer der in bestaubten Pergamenten wühlenden Gelehrten zu ver-
bannen. Die papistische Geistlichkeit, und besonders die Jesuiten,
sind in Belgien in unsern Tagen eben so geschäftig, als in an-
dern Staaten und Gegenden, um ihren Landsleuten und Glaubens-
genossen, die seit 1770 errungenen Vortheile wieder zu entreissen
und die Geschichte nebst dem Kirchenrecht wieder zu behandeln,
wie beide vor der Reformation behandelt wurden. Diess hat den
Unwillen des würdigen Verfassers erregt; er hat sich daher be-
müht, eine Ansicht der Geschichte durchzuführen, welche der
herrschenden romantischen, frömmelnden und jesuitisch-philosophi-
schen der protestantischen und katholischen Schulen und Systema-
tiker entgegengesetzt ist. Er scheint uns das Extrem der Entge-
gensetzung nur darum zu verfolgen, um die Pfaffen, die absicht-
lich lügen, zu beschämen, und den liberalen Schriftstellern, welche,
wie er sagt, in Belgien aus Scheu vor der Menge die Wahrheit
nicht zu sagen wagen, zu zeigen, dass man ein Extrem nur durch
das Andere, nie durch ein Juste milieu vernichten kann. Wie
weit es in Belgien die Pfaffen gebracht haben, wird man ans Herrn
Gerard’s eigenen Worten am besten sehen :
Nous rougissons par fois en lisant les ouvrages modernes, de
voir des hommes de talent ceder ä des craintes honteuses et sa-
XXXVIII. Jalirg. ’l. Doppelheft 11
 
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