Nr. 6.
HEIDELBERGER
1845.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Kirchliche Zustände.
(Fortsetzu ng.~)
Die erste der beiden vorher genannten Schriften zerfällt in
fünfzehn Kapitel und einen Anhang. Die beiden ersten Kapitel
schildern Lindsey’s Leben von seiner Geburt bis zu seinem
Austritt aus der bischöflichen Kirche 5 die übrigen handeln von
seinem Leben und Wirken seit seinem Austritt bis zu seinem Tode.
Theophilus Lindsey (so, nicht Lindsay, wie der Name
meist in deutschen Schriften, auch bei S t äu d 1 i n und Wiggers,
geschrieben erscheint), dessen Vater der Abkömmling einer alten
schottischen Familie war und Antheil an den Salzwerken in der
Nähe von Middlewich in Cheshire hatte. In eben dieser Stadt
wurde unser Lindsey den SO. Juni 1723 geboren. Er genoss
eine sorgfältige Erziehung, wurde 1741 in das St. Johannis Colle-
gium zu Cambridge aufgenommen, 1747 Fellow desselben, und
erhielt bald nachher eine geistliche Stelle, die ihn allmälig mit
vielen angesehenen Personen in Verbindung brachte. Um das Jahr
1760 wurden zuerst religiöse Bedenklichkeiten, hervorgerufen durch
die Lehre der bischöflichen Kirche, bei ihm rege. Es erschien
ihm als eine ungehörige und unnöthige Urastrickung,
von jungen Leuten durch Erklärung und Unterschrift
die Billigung einer solchen Masse verschiedenarti-
ger Bestimmungen und Lehren zu verlangen, wie
diess in der bischöflichen Kirche der Fall ist. It had
always struck him as „a stränge unnecessary entanglement, to put
young men upon declaring and subscribing their approbation of
such a large heterogeneous mass of positions and doctrines.“ Bald
gewannen Lindsey’s Einwürfe und Bedenklichkeiten gegen die
Lehre der Kirche, zu welcher er sich bekannte, bei weiterem Nach-
denken immer mehr Stärke. Er erkannte die schwache Grundlage,
auf welcher die bischöfliche Kirche Englands, die nur durch Aeus-
serlichkeiten zusamraengehalten wird, aufgeführt ist, nahm beson-
XXXVIII, Jahrg. 1. Doppelheft. 6
HEIDELBERGER
1845.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Kirchliche Zustände.
(Fortsetzu ng.~)
Die erste der beiden vorher genannten Schriften zerfällt in
fünfzehn Kapitel und einen Anhang. Die beiden ersten Kapitel
schildern Lindsey’s Leben von seiner Geburt bis zu seinem
Austritt aus der bischöflichen Kirche 5 die übrigen handeln von
seinem Leben und Wirken seit seinem Austritt bis zu seinem Tode.
Theophilus Lindsey (so, nicht Lindsay, wie der Name
meist in deutschen Schriften, auch bei S t äu d 1 i n und Wiggers,
geschrieben erscheint), dessen Vater der Abkömmling einer alten
schottischen Familie war und Antheil an den Salzwerken in der
Nähe von Middlewich in Cheshire hatte. In eben dieser Stadt
wurde unser Lindsey den SO. Juni 1723 geboren. Er genoss
eine sorgfältige Erziehung, wurde 1741 in das St. Johannis Colle-
gium zu Cambridge aufgenommen, 1747 Fellow desselben, und
erhielt bald nachher eine geistliche Stelle, die ihn allmälig mit
vielen angesehenen Personen in Verbindung brachte. Um das Jahr
1760 wurden zuerst religiöse Bedenklichkeiten, hervorgerufen durch
die Lehre der bischöflichen Kirche, bei ihm rege. Es erschien
ihm als eine ungehörige und unnöthige Urastrickung,
von jungen Leuten durch Erklärung und Unterschrift
die Billigung einer solchen Masse verschiedenarti-
ger Bestimmungen und Lehren zu verlangen, wie
diess in der bischöflichen Kirche der Fall ist. It had
always struck him as „a stränge unnecessary entanglement, to put
young men upon declaring and subscribing their approbation of
such a large heterogeneous mass of positions and doctrines.“ Bald
gewannen Lindsey’s Einwürfe und Bedenklichkeiten gegen die
Lehre der Kirche, zu welcher er sich bekannte, bei weiterem Nach-
denken immer mehr Stärke. Er erkannte die schwache Grundlage,
auf welcher die bischöfliche Kirche Englands, die nur durch Aeus-
serlichkeiten zusamraengehalten wird, aufgeführt ist, nahm beson-
XXXVIII, Jahrg. 1. Doppelheft. 6