Nr. 35.
HEIDELBERG E R
1845
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Raont- Röchelte und Brunn: Griechische Künstler.
(Fortsetzung.)
Herr R. R. beginnt mit den Fabrikanten und Zeichnern der
Vasen, und schickt einige allgemeine Bemerkungen über diesen
durch die Entdeckungen der letzten Jahre so interessant geworde-
nen Kunstzweig voraus, worin er mehrere seiner früher ausge-
sprochenen Ansichten berichtigt oder näher bestimmt. Zuerst äus-
sert er sich über die alterthümlicbe Gattung von Vasen, die auf
blassgelbem Grunde bräunliche Bilder, meistens symbolische Thier-
figuren, haben, und erklärt sich gegen den von mehreren Archäo-
logen eingeführten Gebrauch, diesen Stil ägyptisirend zu nen-
nen. Wenn er aber unter diesen vorzüglich Herrn Gerhard
namhaft macht, so ist uns zwar allerdings bekannt, dass dieser
Alterthumsforscher in seinem ,,Rapporto Volcente“ p. 15 und sonst
diese Vasen als ägyptisirend bezeichnet hat, allein in seinen im
Jahr 1843 erschienenen „etruscischen und earapanischen Vasenbil-
dern“ p. 31 nennt er diesen Stil ira Einverständnisse mit Bun-
sen (Annali d. Inst. VI. p. 69) und Kramer (Griech. Thonge-
fässe p. 66) altdorisch, und somit durfte ein früher im Jour-
nal des Savants, juin 1841. erschienener Artikel im Jahr 1845
nicht mehr sagen: ,,que de savants antiquaires, tels que M. Ed.
Gerhard, persistent encore, Sans raison süffisante ä quali-
fier de vases ä maniere egypfienne.“ Was aber die Sache
selbst betritFt, so gestehen wir unverhohlen, dass wir von diesem
alt-dorischen Stil, den man in diesen Zeichnungen finden will,
keinen Begriff haben, ebensowenig als von einem Anknüpfungs-
punct an die ägyptischen Bildwerke darin finden, und uns daher
mit der älteren, von Herrn R. R vertheidigten Ansicht, welche
diesen Stil auf asiatische, vorzüglich phönicische Einflüsse zu-
rückführt, mehr befreunden. Nicht nur weisen die symbolischen
Thiere, wie die Sphinx, der Greif, die Chimäre und die Menschen-
gestalten bald mit vier Flügeln, bald mit Flügeln und Fisch-
XXXVIII. Jahrg'. 3. Doppelheft 25
HEIDELBERG E R
1845
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Raont- Röchelte und Brunn: Griechische Künstler.
(Fortsetzung.)
Herr R. R. beginnt mit den Fabrikanten und Zeichnern der
Vasen, und schickt einige allgemeine Bemerkungen über diesen
durch die Entdeckungen der letzten Jahre so interessant geworde-
nen Kunstzweig voraus, worin er mehrere seiner früher ausge-
sprochenen Ansichten berichtigt oder näher bestimmt. Zuerst äus-
sert er sich über die alterthümlicbe Gattung von Vasen, die auf
blassgelbem Grunde bräunliche Bilder, meistens symbolische Thier-
figuren, haben, und erklärt sich gegen den von mehreren Archäo-
logen eingeführten Gebrauch, diesen Stil ägyptisirend zu nen-
nen. Wenn er aber unter diesen vorzüglich Herrn Gerhard
namhaft macht, so ist uns zwar allerdings bekannt, dass dieser
Alterthumsforscher in seinem ,,Rapporto Volcente“ p. 15 und sonst
diese Vasen als ägyptisirend bezeichnet hat, allein in seinen im
Jahr 1843 erschienenen „etruscischen und earapanischen Vasenbil-
dern“ p. 31 nennt er diesen Stil ira Einverständnisse mit Bun-
sen (Annali d. Inst. VI. p. 69) und Kramer (Griech. Thonge-
fässe p. 66) altdorisch, und somit durfte ein früher im Jour-
nal des Savants, juin 1841. erschienener Artikel im Jahr 1845
nicht mehr sagen: ,,que de savants antiquaires, tels que M. Ed.
Gerhard, persistent encore, Sans raison süffisante ä quali-
fier de vases ä maniere egypfienne.“ Was aber die Sache
selbst betritFt, so gestehen wir unverhohlen, dass wir von diesem
alt-dorischen Stil, den man in diesen Zeichnungen finden will,
keinen Begriff haben, ebensowenig als von einem Anknüpfungs-
punct an die ägyptischen Bildwerke darin finden, und uns daher
mit der älteren, von Herrn R. R vertheidigten Ansicht, welche
diesen Stil auf asiatische, vorzüglich phönicische Einflüsse zu-
rückführt, mehr befreunden. Nicht nur weisen die symbolischen
Thiere, wie die Sphinx, der Greif, die Chimäre und die Menschen-
gestalten bald mit vier Flügeln, bald mit Flügeln und Fisch-
XXXVIII. Jahrg'. 3. Doppelheft 25