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Nr. 39.

HEIDELBERGER

1853.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR,

Kurze Anzeigen.

Neue Darstellung der Logik nach ihren einfachsten Verhältnissen, mit Rücksicht
auf Mathematik und Naturwissenschaft. Von Moritz, Wilh. Drobisch,
Professor der Mathematik und Philosophie an der Universität Leipzig. Zweite,
völlig umgearbeitete Auflage. Leipzig, Leopold Voss, 1851, XIV S. und
235 S. gr. 8.
Der Antibarbarus logicus (Heft 1 der zweiten Auflage, S. 98) sagt über
das vorliegende Buch, es sei „die beste Schrift von den neuesten deutschen
Bearbeitungen der Logik“, und man werde sich „mit Nutzen“ dieser „in
wissenschaftlicher Höhe gehaltenen Logik“ bedienen.
Referent stimmt im Ganzen diesem günstigen Urtheile eines competenten
Fachgelehrten bei.
Der Herr Verf. will eine „formale Logik“ geben , und stellt sich dadurch
dem modernen metaphysisch-logischen Standpunkte entgegen. Er will die Me-
taphysik nicht mit der Logik „vermischen“, aber er will deswegen doch diese
nicht in „völlige Beziehungslosigkeit“ zu jener stellen (S. IX).
Die Einleitung (S. 1—15) bestimmt den Begriff und die Haupt-
theile der Logik. Der erste Theil, welcher von den elementaren For-
men des Denkens handelt, zerfällt in drei Abschnitte.
Der erste Abschnitt begreift die Formen der Begriffe, die ana-
lytischen sowohl, als die synthetischen (S. 15—44), der zweite Abschnitt
die Formen der Urtheile in gleicher Unterscheidung (S. 44—70), der
dritte Abschnitt die Formen der Schlüsse. Hier werden die Fol-
gerungen (S. 71—89) und die Sy 11 o g i s m e n (S. 89—125) behandelt. Zu
den Folgerungen werden die Subalternation, Opposition, Conversion, Aequi-
pollenz und Contraposition der Urtheile, zu den Syllogismen die Schlüsse
aus kategorischen, hypothetischen und zusammengesetzten Vordersätzen, die
Schlussketten und Keltenschlüsse gezählt.
Eine ganz richtige Anschauung entwickelt der Herr Verfasser von der
Aufgabe der Logik, indem er S. 5 die Materie und die Form des Denkens
unterscheidet, und in dieser Unterscheidung bemerkt, dass die Form des Denkens
zwar nicht unabhängig von der Materie, wohl aber unabhängig von irgend einer
bestimmten Materie zu betrachten sei. Die Form soll „ihm das allem, in ma-
terieller Hinsicht verschiedenartigen Denken Gemeinsame“ werden. Die „Be-
stimmung der von der Besonderheit des materiellen Gehaltes unabhän-
gigen Formen des richtigen Denkens“ ist ihm die „Aufgabe der Logik“.
Hierdurch stellt er seine Logik der Anschauungsweise der modernen Identitäts-
philosophie entgegen, welche die Lehre von einer formalen Logik bekämpft,
und diese in Metaphysik umzuwandeln bemüht ist.

XLYI, Jahrg. 4. Doppelheft.

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