Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 56. HEIDELBERGER 1853.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Karl Heinrich Ludwig Pölitz's Weltgeschichte für gebildete Leser und
Studirende. In siebenter Auflage umgearbeitet und ergänzt von
Prof Dr. Fried. Bülau und Dr. Karl Zimmer. 4 Bände*
Leipzig bei Hinrichs. 1850—1853. 8.
Eine Frucht der pädagogisch-literarischen Regsamkeit^
welche bei den Teutschen neben andern Strebungen mit den ersten
Achtzigern des achtzehnten Jahrhunderts erwachte, war das Bemühen
um brauchbare Schul- und Volksbücher. Viele sind zu Grunde
gegangen, andere haben sich trotz glücklicher Concurrenz und ver-
änderter Zeitlage entweder t heil weise oder vollständig be-
hauptet. Zu jenen gehören z. B. Bredow’s geschichtliche, Brö-
der’s und Buttmann’s grammatische, zu diesen Pölitz’s welt-
historische, dem grossem Publikum bestimmte Schriften. Letztere
erschienen das erstemal in dem Jahre, als der Rheinbund in
Folge heimischer Schwäche und Erbärmlichkeit, fremder List und
Gewallthat, dem Teutschen Reich folgte, aus gleichen Ursachen
die Monarchie Friedrichs des Grossen in Trümmer fiel, der ganze
Norden gemach eine schmähliche Umgestaltung erlitt. Der selige
Verfasser, dem Referenten nicht unbekannt, besass als Schriftstel-
ler einen ungewöhnlichen Umfang vielartiger Kenntnisse, seltene
Rührigkeit auf dem s t a a t s w i r t h s c h a f 11 i c h - h i s t o r i s c h - p u-
bli cis tisch en Gebiet, Scharfblick im Anordnen des Stoffs, Herr-
schaft über die Sprache, als Bürger gemässigten, wenn vielleicht
nicht immer rigoristisch unbiegsamen Freisinn, als Mensch unbe-
dingtes Wohlwollen ohne Eigennutz und Selbstsucht, mithin Eigen-
schaften , welche eine vielseitige und heilsame Wirksamkeit in oft
sehr schlimmen, gefahrvollen Tagen verbürgen mussten. Was er
als Specialhistoriker leisten konnte, zeigt seine vielfach aus
Urkunden und eigenen Beobachtungen geschöpfte Geschichte Fried-
rich Augusts von Sachsen, für sein politisch -historisches
Talent im Allgemeinen legt die vieljährige, mannichfaltig in Teutsch-
land und ausserhalb desselben anregende Redaclion der „Jahr-
bücher“ ein glänzendes Zeugniss ab. Dass diese, auch nach dem
Tode des Stifters zweckmässig fortgeführte Zeitschrift in den Wel-
len der quasi-revolutionären Bewegung spurlos unterging,
ist eben so bedauerlich als nachlheilig für die Liebhaber der ver-
tretenen, politisch-historisch en Wissenschaften. Dagegen
muss sich die grössere Lesewelt freuen, wenn zwei dem sei. Pölitz
befreundete und vollkommen dafür befähigte Männer die viel gele-
sene Weltgeschichte in angemessener Umarbeitung von neuem
LXVI. Jahrg. 6, Doppelheft, 56
 
Annotationen