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Nr. 54. HEIDELBERGER 1853.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Woreaaei Die Dänen und Nordmänner in Kurland«
(Schluss.)
Ja, dass die Nordmänner keines Weges England nur jene
ganze neue Geschmacksentwickelung verdankten, welche bei dem
Schlüsse des Heidenlhumes und bei dem Beginne des Christen“
thuines vorherrschte, sondern dass sie, selbst vor der Eroberung
Englands, schon einen bedeutenden Forschrilt gemacht hatten, war
nicht mehr, als man bei einem Volke erwarten konnte, welches im
Stande war, Schiffe zu bauen, die über das atlantische Meer gingen,
und das mit einer eigenlhümlichen, von den schönsten phantastischen
Schnörkeln und kunstvollsten Verschlingungen umzogenen Schrift,
den nordischen Runen, bekannt war und sie häufig benutzte. —
Doch um auf jenen Schmuck selbst wieder zurückzukommen, so
sind der den Dänen und Nordmännern eigentümlichste Schmuck
jene Bowlen- oder Trinkschalen - (wir möchten noch lieber sagen:
Schildbuckel-) förmigen Broschen aus einer Art von Messing, und
auch selbst aus vergoldetem Silber.
Die Hauptwaffen aber, welche man in den Gräbern fand,
sind Schwerter, 24 bis 32 Zoll lange, zweischneidige und auch kür-
zere einschneidige, eiserne, mit einem Schutzgriffe (Stichbialte} und
gewöhnlich auch mit einem länglichen grossen dreieckigen Knopfe
oben am Griffe, welche von den sächsischen und ächt irländischen
eisernen Schwertern sehr verschieden sind, indem in der Regel
den letztem sowohl das Stichblatt, als auch der grosse Knopf am
Ende des Grilles mangelt — und die so gefährlichen Streitäxte, die
häufig, sowie auch die Schwerter, mit Gold und Silber ausgelegt
und von vortrefflicher Arbeit waren. Dazu trugen die Nordmänner,
wenigstens in den letzten Zeilen ihrer Herrschaft über England,
Panzerhemden oder Ringharnische, an denen die Ringe jedoch nicht
verwebt, sondern nebeneinander angenäht waren, Helme mit eiser-
nen Schienen, welche die Nase bedeckten, und grosse gespitzte drei-
eckige Schilde; halten sie Bogen mit Pfeilen; und zeichnete sie aus
die Raben-Fahne, sowie die Römer den Adler, die Angelsachsen den
Drachen und die Gallier das Schwein auf der Fahne hallen.
Auf einem der grössten Begräbnissplätze in Dublin steht noch
ein hoher, mit ausgehauenen verschlungenen Verzierungen geschmück-
ter Stein, eine Art Bautaslein, unter welchem man vor mehreren
Jahren, nebst einem jener zweischneidigen schönen eisernen nor-
wegischen Schwerter mit dem Stichbialte und dem Knopfe, ver-
schiedene Münzen fand, die von norwegischen Königen in Irland
LXYI, Jahrg, 6, Doppelheft, 54
 
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