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Pfeiffer: Germania-

Stammvater des Geschlechts zuriickgehen, und in dem Birchtenle
das Grabmahl nicht desjenigen Birchtilo sehen, der zufälliger Weise
zuerst in der Geschichte genannt wird, sondern des ersten, der bei
der Einwanderung der Alemannen von dieser Gegend Besitz nahm,
und von dem das ganze Geschlecht der Bertholde abstammt. Eben-
so wird der Cunzo des Gunzenle der erste Herzog gewesen sein,
der die Schwaben siegreich in die Gegend von Augsburg führte*
So wurde in Asciburgium durch ein ähnliches Denkmal der Held
gefeiert, der nach langen Wanderungen zuerst jene Gegenden für
sich und seine Nachkommen zum Wohnsitz erwählte. Es ist also
eine altheidnische Sitte der Germanen, die im Gunzenle und Birch-
tenle weit in die christliche Zeit hinabreicht, das Grabmal der älte-
sten Volkshelden, des Stammvaters des fürstlichen Geschlechts als
den eigentlichen Mittelpunkt des Volks, das Nationalheiligthum zu
verehren, und an keiner andern Stelle die Volksversammlungen und
alle grossem Festlichkeiten zu halten. Eoque omnis superstitio re-
spicit, tanquam inde initia gentis, sagt Tacitus von dem heiligen
Versammlungsort der Sueven.
Mit besonderem Vergnügen begrüssen wir einen Philologen wie
K. L. Roth in Basel unter den Mitarbeitern der neuen Zeitschrift.
Er behandelt einen öfter behandelten Gegenstand, die Trojasage
der Franken, mit umfassender Gelehrsamkeit und weiss mit siche-
rem Tact in die verworrenen Nachrichten Ordnung zu bringen. Es
ist dieser Aufsatz meines Bedünkens eine besondere Zierde des ersten
Heftes. Ohne viel daraus zu lernen, wird ihn keiner lesen, obwohl
man vielleicht zu einigen Ausführungen einiges anmerken möchte.
Hier sei nur ein Punkt hervorgehoben. Roth nennt den Abt Trit-
tenheim kurzweg einen Charlatan, und gibt deutlich zu verstehen,
dass der Hunibald eine Erfindung Trittenheims sei. Ich gestehe,
dass ich vor dem gelehrten Abt von Sponheim viel zu viel Respect
habe, um ihn so kurz abzufertigen. Hat Roth jemals den Catalo-
gus illustrium virorum, oder de ecclesiasticis scriptoribus oder die
chronica insignis monasierii Hirsaugiensis angesehen? Einen Mann,
der solche Bücher schreiben konnte, einen Mann von so ernstlichem
Fleiss und so umfassenden Studien einen Charlatan und Betrüger
zu nennen, würde ich mich zwei und dreimal besinnen. Aber Roth
verweist ja auf das Kunstblatt von Egger 1854, p. 237; dort soll
es sehr deutlich zu lesen sein, das3 Trittenheim nichts als ein Char-
latan war. Die Sache verhält sich folgendermassen. Kaiser Maxi-
milian I. wollte die Genealogie seines Hauses herstellen lassen: er
wandte sich deshalb an drei Gelehrte: Trittenheim, ^Stabius und
Manlius. Zuerst führte Trittenheim das Geschlecht des Kaisers auf
die merovingischen Könige zurück, und von da mit Hülfe seines
Hunibald auf Hector. Dem Kaiser gefiel diese Abstammung und
er gab Befehl, die Ahnenbilder auszuführen. Aber kaum war
Trittenheim todt, so erschien der zweite Gelehrte Stabius, und wies
nach, dass nach dem System Trittenheims Karl der Grosse nicht
 
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