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Nr. 18. HEIDELBERGER 1856.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Geologische Specialkarte des Grossherzogthums Hessen und der an-
grenzenden Landestheile im Massstabe von 1:50000. Heraus-
gegeben vom mittelrheinischen geologischen Verein. — Section
Giessen, der Karte des Grossh. Hess. General-Quartier-
meister-Stabs, geologisch bearbeitet von Ernst Dieffenb ach,
Professor der Mineralogie zu Giessen. Mit einem Höhen- Ver-
zeichniss. Darmstadt, 1856. Hofbuchhandlung von G. Jong-
h aus. S. 112.
Auf vorliegender Karte der Section Giessen erscheinen im west-
lichen Theile die Ausläufer des rheinischen Uebergangs - Gebirges,
während im Osten die vulkanischen Gesteine des Vogelsgebirges
auftreten; die Hauptrolle spielen aber Tertiär-Bildungen aus der
sogenannten miocänen Epoche. Die Uebergangs-Formation macht
die Grundlage der übrigen sedimentären Schichten aus; als ältestes
Glied erscheint bei Oppershofen und Langgöns der sog. Spiriferen-
Sandstein, bestehend aus Quarziten, Grauwackeschiefern und Sand-
steinen. Auf dieselben folgen andere Schiefer - Gebilde, welche als
Orthoceras-Schiefer bezeichnet werden, weil die characteristischen Pe-
trefacten — Orthoceras reguläre und 0. triangulare — sich an
mehreren Orten darin finden. Eigenthümlich ist die weisse Farbe
dieser Schiefer — vielleicht durch Zersetzung oder Auslaugung be-
dingt. Zwischen Langgöns und Holzheim kommen in den Schiefern
Lager von Brauneisenstein, begleitet von Psilomelan, vor, welche
man bergmännisch gewinnt. Schlackenfelder und andere Merkmale
deuten darauf hin, dass wohl schon zur Römer Zeit dieser Eisenstein
verschmolzen wurde. Auf dem Orthoceras-Schiefer ruht bei Griedel
in ziemlich mächtigen Bänken ein hellgrauer Kalkstein, der Vertre-
ter des Stringocephalenkalkes — obwohl die in den Rheinlanden
und in anderen Gegenden so sehr häufige Leitmuschel gänzlich fehlt.
Es zeigt sich das Gestein als ein massiger, krystallinischer Kalk,
Calamopora polymorpha und andere Korallen enthaltend. Wesent-
lich verschieden und in grösserer Entwickelung tritt die Felsart zwi-
schen Giessen und Steinberg auf, als ein ächter Dolomit, wie wir
ihn in Nassau an den Ufern der Lahn und in anderen Gegenden
treffen; stellenweise zeigt sich derselbe so von Mangan imprägnirt,
dass er zu einem wahren Mangan-Dolomit wird. Diese Erscheinung
ist ohne Zweifel im Zusammenhang mit den Lagern von Braunstein
— Psilomelan, Manganit, Pyrolusit — welche der Dolomit an mehre-
ren Orten enthält, und unter welchen das der Lindner Mark seit
15 Jahren in Ausbeute steht. Der Verfasser sieht — und wohl
mit Recht — das Gebilde als ein metamorphisches an. Die Um-
wandlung grösserer Massen des Kalksteins in Dolomit — so bemerkt
XLIX. Jahrg. 4. Heft. 18
 
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