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Nr. 10. HEIDELBERGER 1856.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
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Nöggerath: Das Erdbeben im Vispthale.
(Schluss.)

Auch die weiteren Umgebungen von Visp besuchte Nöggerath, so nament-
lich das zwei Stunden aufwärts gelegene Dorf Stalden. Hier zeigen sich be-
sonders die Boden-Zereissungen sehr bedeutend ; das feste Gestein ist von zahl-
reichen Spalten durchzogen. — Die Verwaltung des Cantons Wallis hat für den
District Visp den erlittenen Schaden auf 310,610 Franken geschätzt, wovon auf
Visp allein 217,030 Fr. fallen. Das obere Wallis war schon in früheren Zeiten
der Schauplatz von Erderschütterungen, namentlich die Gegend von Brieg und
Leuk. Während des grossen Erdbebens von Lissabon litten diese Orte fast eben
so stark, als die portugiesische Hauptstadt; die Folgen werden in älteren Be-
richten gerade so geschildert, als sähe man den heutigen Zustand von Visp. —
Wir schliessen unsern kurzen Bericht über Nöggerath’s interessante Schrift
mit der Bemerkung: dass die Bodenerschütterungen im Wallis nach dem Be-
suche des Verf. von neuem, aber bei weitem nicht so energisch, sich einstell-
ten, und —• so viel uns bekannt — bis in den October hinein fortdauerten.

Der Laacher See bei Andernach am Rhein, eines der denkwürdigsten Beispiele
vulkanischer Vorgänge in Deutschland. Von Dr. Gustav Herbst, grossh.
sächs. Rath und Direclor der Landes-Vermessung in Weimar, mit einem
[ Begleitwort von Dr. Jacob Nöggerath. Weimar, Hermann Böhlau. 1856.
S. 16.
Mit Recht ist der Laacher See als eine der grössten Naturmerkwürdigkei-
ten der Rheinlande bezeichnet worden. Seine Wasserfläche umfasst — nach
den neuesten Schätzungen — über 1500 preussische Morgen, lässt sich in 2 bis
21/2 Stunden umwandern; die Tiefe beträgt 177 Fuss. Es müssen beträchtliche
Reactionen des Erdinnern auf die Rinde gewirkt haben, um eine solche Ver-
tiefung zu bilden, welche wir Erhebungskratcr nennen. Die Rheinlands haben
noch mehrere kleinere mit Wasser gefüllte Erhebungskratere aufzuweisen, die
in jenen Gegenden den INamen „Maare(t führen. — In den Umgebungen des
Sees, besonders gegen W. u. N. finden sich zahlreiche Anhäufungen von vul-
kanischer Asche, von Schlacken, von rundlichen oft kopfgrossen Massen, sogen,
vulkanischen Bomben. In diesen Auswürflingen, welche meist aus feldspathiger
Substanz bestehen, kommen mancherlei, den Sammlern wohlbekannte Minera-
lien vor, wie Spinell, Hauyn, Sodalith u. s. w.
An der Ostseite des Sees erscheint eine mächtige Tuflablagerung, der sog.
Trass oder Duckstein. Es gewährt diese eigenthümliche Felsart nicht allein
XLIX. Jahrg. 2. Heft. jq
 
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