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Nr. 12. HEIDELBERGER 1856.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Schriften des Freiherrn von Ankershofen über Cärnthen.
(Schluss.)

Als der Convent des Klosters St. Blasien, das man zuweilen
das teutsche St. Maur genannt hat, auszuwandern veranlasst
wurde, zählte er unter seinen Mitgliedern gefeierte Geschicht-
schreiber damaliger Zeit: P. Ambrosius Eichhorn aus Wittleko-
fen,P. Franz Xav. Grüninger und P. Trudpert Neugart aus Vil-
lingen. Diese drei Männer sind als Gründer einer historischen
Schule von Cärnthen anzusehen, aus der als ihr trefflichster Nach-
folger Freiherr G. v. Ankershofen, neben andern tüchtigen Forschern,
wie Tangl, hervorgegangen ist. Ueber Neugarts schriftstellerische
Thätigkeit, so lange er in St. Blasien war, ist die Quellensammlung
der badisch. Landesgeschichte Bd. I. p. 49 ff. sowie Nr. 34 dieser
Jahrbücher des Jahres 1855. p. 533. zu vergleichen. Auch hat
Archivrath Joseph Bader in seinen Fahrten und Wanderungen im
Heimatland I. Bd. Freiburg 1853 p. 109. 117 einen schönen Denk-
stein den St. Blasianern, besonders Marquard Herrgott gesetzt, wo-
bei er auch des Trudpert Neugart mit folgenden Worten erwähnt:
„Der würdigste von Herrgotts Nachfolgern in der krozingischen Prob-
stei war Neugart, ein Gelehrter, dessen Leben kein so glänzendes
und begünstigtes war, der ihn aber an Gründlichkeit und Geschmack
weit übertraf. — Mit dieser Gelehrsamkeit hat er den Plan Herr-
gotts eine Geschichte des Bistums Constanz zu schreiben, meisterhaft
ausgeführt, aber eine stürmische Zeit unterbrach den Druck des
Werkes und in einem langen Frieden hat sich bis jetzt kein Mittel
gefunden ihn zu vollenden.“ Zu diesen aus warmem Gefühl und
aufrichtiger Verehrung für Neugart geflossenen Worten möchte ich
noch bemerken, dass mir kein Historiker und Gründer einer Schule
in Teutschland bekannt ist, der nach seinem Tode sich noch einer
so ungeteilten Verehrung und Hochachtung bei allen, die ihn und
seine Schriften kannten, zu erfreuen gehabt hätte, wie Neugart. Da-
rin liegt der grösste Lohn für sein thätiges aber nicht eben vom
Glück begünstigtes Leben und es war dieser auch ganz seinem
Stande angemessen. Denn man muss beachten, dass es bei den St.
Maurinern in Paris, die den St. Blasianern zum Vorbilde dienten,
Sitte war, um alle gelehrte Eitelkeit, prunkendes Selbstlob und
Schmeichelei für ausgezeichnete Mitglieder ihrer Congregation fern
zu halten, keinem eine Grabschrift mit Nennung seines Namens und
Verdienstes zu geben, sondern man setzte nur den Sterbetag auf
den Stein. Jedes Mitglied der Congregation wusste aus dem Ne-
krologium, wessen Leiche der Stein decke, und damit war für da3
XLIX. Jahrg. 3. Heft, 12
 
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