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Nr. 21. HEIDELBERGER 1856.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Leonard de Vinci et son Ecole par A. F. Rio. Paris. Ambroise
Bray} Libraire-Editeur. 1855. 364 S. 8.
Das vorliegende Werk schliesst sich dem von dem nämlichen
Verfasser schon vor mehreren Jahren herausgegebenen Werke: L’art
chretien an, wodurch derselbe sich schon damals als einen ausge-
zeichneten Kenner und Beurtheiler der christlichen Kunst bewährt
hat. Hier in diesem neusten Werke behandelt der Verfasser äusser
dem Leben und den Werken Leonardo’s da Vinci sowohl die dem-
selben vorhergehende Periode der Mailänder Kunstgeschichte, als auch
die unmittelbar auf diesen grossen Meister folgende Periode seiner
nächsten Schüler und Nachfolger, überdiess noch das Leben und
Wirken einer Anzahl bedeutender Maler. Gerade dieser Theil der
italienischen Kunstgeschichte ist aber in Vergleich mit andern Thei-
len derselben nicht in demselben Maasse durchforscht und dargestellt.
Zwar seit der Zeit, als Kugler in einem Aufsatze über die Mai-
länder Schule bemerkte: „genauere kunstgeschichtliche Forschungen
hätten bisher nur das mittlere Italien zu ihrem Gegenstände gehabt,
und es sei zu wünschen, dass nun auch dieser Theil des nördlichen
Italiens an die Reihe komme“ (Kleine Schriften zur Kunstgeschichte
1.368), sind die gründlichen und genauen „Beiträge zur Geschichte
der alten Maleischulen in der Lombardei von J. D. Passavant“
erschienen (Kunstblatt von 1838. Nr. 66 — 75), äusser Anderm, was
sonst für die bessere Kenntniss dieses Kunstgebietes gewonnen wor-
den ist. Aber auch so bleiben noch manche hierher gehörige Künst-
ler und Kunstwerke übrig, welche eine wiederholte Durchforschung
und Betrachtung bedürfen und verdienen, so dass dieses schon an
sich so werthvolle und interessante Werk des Herrn Rio deswegen
noch als um so willkommner erscheinen muss. Die Vorzüge dieses
Werkes bestehen aber im Allgemeinen in folgenden Eigenschaften.
Es hat zur Grundlage eine umfassende und genaue Anschauung der
Kunstwerke, die es bespricht, da der Verfasser durch Autopsie nicht
blos kennt, was die grossen europäischen Sammlungen und die Privat-
sammlungen in England davon enthalten, sondern sich überdiess die
Mühe genommen hat, auch die kleinern oberitalischen Städte und ihre
Kirchen zu diesem Zwecke zu durchwandern. Ebenso hat er die lite-
rarischen Hilfsmittel gehörig benützt, darunter auch Arbeiten deutscher
Kunstgelehrten, welche ihm, wie überhaupt unsre deutsche Sprache
und Literatur, sehr wohl bekannt sind. Äusser den gedruckten Wer-
ken hat er auch vieles Handschriftliche benützt, namentlich das von
Gaetano Cattaneo zusammengebrachte Material für die Kunstge-
schichte Mailands, wovon Herr Passavant in dem oben angeführten
Aufsatze mit grosser Anerkennung spricht (Kunstblatt 1838. N. 66.
XLIX. Jahrg. 5. Heft. 21
 
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