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Nr. 4.

HEIDELBERGER

1856.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Pfeiffer: Germania.
(Schluss.)

Es sei erlaubt die Worte einzurücken, womit er am Ende zu
ernstlichem Betreiben der Grammatik auffordert: „Am Beginn dieser
neuen Zeitschrift für deutsches Alterthum mag sich schicken das
Bekenntniss abzulegen, dass deutsche Grammatik unter uns nur
lässig und nicht mit der Anstrengung betrieben wird, deren es be-
darf, um den ganzen Bau unserer Sprache aus ihren eigenen Mit-
teln zu ergründen. Mängel und Lücken der begonnenen Forschung
bleiben allenthalben zu berichtigen und auszufüllen. Man lässt sich
aber an den gangbaren Ergebnissen für andere Zwecke genügen
und trachtet nicht weiter. Dergleichen Beiträge, als ich diesmal
liefere, sollten auch von vielen Mitforschenden gegeben werden,
denn es wird mir schwerlich vergönnt sein, die grosse Masse der
seit zwanzig und dreissig Jahren nachgesammelten Stoffe meiner
Lust nach zu verarbeiten, und was meine Augen nicht gesehen
haben, ersehen andere.“
Die fernem Beiträge dieses ersten Heftes sind: Die Trojasage
der Franken von K. L. Roth in Basel, Kaspar von der Roen von
Friedrich Zarncke in Leipzig, das altdeutsche Sonnenlehen von Wolf-
gang Menzel in Stuttgart, der Gunzenle vom Herausgeber, zur My-
thologie und Sittenkunde aus Pommern von A. Höfer in Greifswalde,
die alten Glossare vom Unterzeichneten, über Boner von M. v. Stür-
ler in Bern, und die Heimath der Eckensage von Zingerle in Ins-
bruck; und einige Bücheranzeigen.
Von grosser Tragweite scheint mir der Aufsatz über den Gun-
zenle zu sein. Es wird gezeigt, dass diese im Mittelalter berühmte
Oertlichkeit bei Augsburg das Grabmal eines Stammesheiden Conrad
war, wie ebenso der Birchtenle bei Rottenburg am Neckar das
Grabmahl des Stammvaters der Herzoge in der Berchtoldsbaar. Der
Verfasser sucht diesen Conrad und diesen Birchtilo historisch nach-
zuweisen; es kann aber bei der Mangelhaftigkeit unserer Geschichts-
quellen denjenigen Conrad uud Birchtilo, die zufälliger Weise die
ersten genannten sind, keine besondere Bedeutung zugeschrieben wer-
den; es ist vielmehr wahrscheinlich, dass der Conrad oder Cunzo
des 7. Jahrh., der in der vita S. Galli genannt wird, nicht der
erste seines Namens war, und seine Vorfahren gleichen Namens,
die zufälliger Weise nicht genannt sind, können eben sowohl An-
spruch machen auf den Gunzenle. Wir müssen vielmehr auf den
XLIX. Jahrg. 1. Heft. 4
 
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