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Pfeiffer: Germania.

zen Blösse zeigte, den Herausgeber bewog, ein neues Organ für
die Erforschung des deutschen Alterthums zu gründen; und in der
That war es nicht mehr möglich, das Feld einer Parthei zu über-
lassen, die sich offen dazu bekannte, sich in die Worte eines Mei-
sters ergeben und keine abweichende Ansicht dulden zu wollen.
Es ist wohl nicht zu befürchten, dass der Herausgeber seinem Pro-
gramm untreu werde, und seinerseits eine Herrschaft auszuüben
versuche, die er von Andern nicht dulden will. Sollten wir in der
neuen Zeitschrift jemals ein ähnliches Bestreben bemerken, eine Schule
zu bilden und als Autorität Glauben zu verlangen, so würden wir
an das Programm erinnern, in welchem die Freiheit der Forschung,
die Verträglichkeit, die Unabhängigkeit so stark betont sind.
Der Herausgeber erwartet für seine neue Zeitschrift eine gün-
stige Aufnahme; er sagt: „Unser Alterthum, unsere Sprache und
unsere Literatur sind Gegenstände, die unserer liebevollen Hingabe,
unseres Eifers und Fleisses werth sind. Wenn die Begeisterung,
womit diese Studien aufgenommen und betrieben werden, bei Vie-
len nachgelassen hat, so ist nicht der Gegenstand an dieser Erkäl-
tung Schuld, sondern gewiss nichts anderes als jener hinreichend
bezeichnete Geist und Ton der Behandlung, der nicht nur die Theil-
nahme auf die kleine Zahl der Mitforschenden beschränken musste,
sondern auch geeignet war, den Kreis der Mitforschenden selbst eher
zu verengen als zu erweitern. Indem wir eine Zeitschrift gründen,
in welcher jedes redliche und fleissige Bestreben ohne Rücksicht auf
Schulmeinungen sich geltend machen kann, hoffen wir die Liebe für
diese Studien und die Theilnahme an denselben in weitern Kreisen
neu zu beleben.“
Von Herzen wünschen wir, dass diese Hoffnungen in Erfüllung
gehen mögen. Es sollen jährlich vier Hefte von acht Bogen er-
scheinen. Der Preis ist 1 fl. 24 kr. für das Heft.
Das erste erschienene Heft ist ganz geeignet, dem Unternehmen
ein glückliches Gedeihen zu bereiten. Es wird von zwei Männern
eröffnet, deren Namen mit Recht zu den gefeiertsten gehören, von
Ludwig Uhland und Jakob Grimm. Uhland gibt als eine erste
Probe einer Arbeit zur schwäbischen Sagenkunde unter dem Titel:
die Pfalzgrafen von Tübingen, eine noch ganz unbekannte Jagd-
sage , die aus der handschriftlichen Chronik der Herrn von Zimmern
genommen ist, und sinnig und gelehrt erläutert wird. Grimm be-
schenkt uns mit einer Abhandlung über die zusammengesetzten Zah-
len, an deren Schluss er die neuhochdeutsche Declination der Zahl
zwei gründlich erörtert.

(Schluss folgt.)
 
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