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Kalender für den Berg- und Hüttenmann auf das Jahr 1856.

einen guten Baustein, sondern auch — gemahlen mit Kalk und Wasser — einen
trefflichen hydraulischen Mörtel. Bimssteine bilden allenthalben in den Um-
gebungen des Sees die oberen, die Lavaströme überdeckenden Massen. Die
Lava selbst wird bei Niedermendig unfern Laach in vielen Gruben zu Mühl-
steinen und Werkstücken für Bauzwecke gewonnen, wozu sie sich in hohem
Grade eignet. In sehr alte Zeiten dürfte dieser Steinbruchbau zurückreichen,
denn wo in den Rheinlanden Reste römischer Niederlassungen ausgegraben
wurden, da fehlten selten kleine Mühlsteine aus unserer Lava. Ausgezeichnet
lässt die Lava an mehreren Orten eine Absonderung in oft 20 Fuss lange Säu-
len wahrnehmen.
Beachtung verdient eine, etwa 10 Fuss über dem Wasserspiegel des Sees
befindliche kleine Grube, welche die Eigenschaft der wohlbekannten Hunds-
grotte bei Neapel besitzt; es steigt ziemlich reichlich Kohlensäuregas auf, so
dass dahin sich verirrende Thiere alsbald ihren Tod finden — w'as einst zu der
Sage Veranlassung gab: es könne kein Vogel über den Laacher See fliegen,
ohne zu ersticken. Noch an anderen Orten in den Umgebungen des Sees zeigen
sich solche Gasexhalationen; besonders kundgeben sie sich in den Quellen, welche
fast sämmtlich kohlensäurehaltig sind, so dass gewöhnliches Süsswasser dort zu
den Seltenheiten gehört. Am meisten bekannt ist die Tönnisteiner Mineralquelle
— ein überaus angenehm schmeckender eisenhaltiger Natronsäuerling — von
welcher jährlich 80 bis 90,000 Flaschen versendet werden sollen. Auch diese
Quellen waren schon den Römern nicht fremd; denn man trifft Bauüberreste
von Quellenfassungen, in deren Bereich man Münzen mit den Brustbildern von
Cäsar, Tiberius, Augustus u. A. gefunden hat. — In dem Dorfe Burgbrohl, wo
die aufsteigende Kohlensäure fabrikmässig zur Niederschlagung von Bleiweiss
benutzt wird, sind die Ausströmungen in manchen Kellern so stark, dass die-
selben von ihren Eigenthümern nicht betreten werden können.
Jedem Freunde der Natur und der Naturwissenschaft, welcher den Laacher
See besuchen will, können wir vorliegende kleine Schrift als einen belehrenden
Führer empfehlen; wer sich ausführlicher über die Verhältnisse des merkwür-
digen Sees und seiner Umgebungen zu unterrichten wünscht, den verweisen
wir auf C. v. Oeynhausens „Erläuterungen zu der geognostisch-
geographischen Karte des Laacher Sees“ (Berlin, bei Schropp, 1847);
ein gediegenes Werk; die vorzüglich ausgeführte Karte stellt in grossem Mass-
stabe die sorgsam untersuchten Boden - Beziehungen aufs Genaueste dar; ein
Blick auf dieselbe genügt, um sich zu überzeugen, wie Terrainformen mit der
geologischen Beschaffenheit oft in engster Verbindung stehen.

Kalender für den Berg- und Hütlenman auf das Jahr 1856. Jahrbuch der Fort-
schritte im Gebiete des gesammten Berg- und Hüttemcesens. Vademecum und
praktisches Hülfs- und Notizbuch für Berg- und Hüllenleute, und die welche
es werden wollen, für Bergwerksbesilzer, Freunde des Bergwesens und Tech-
niker im Allgemeinen. V. Jahrgang. Leipzig, Verlag von Otto Spamer.
1856. S. X und 175.
Der beste Beweis für den Nutzen und die vielseitige Brauchbarkeit dieses
bergmännischen Kalenders ist sein Fortbestehen trotz der Zeiten Ungunst, die
 
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