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226 Susemihl: Die genetische Entwicklung der Platonischen Philosophie.
denen der Koeffizient der zweiten Potenz der Unbekannten klein ist, schliessen
endlich das Buch. Dasselbe enthält hiernach so ziemlich Alles, was man nur
hier suchen kann, und zwar in erschöpfender Vollständigkeit und durchweg
klarer Darstellung, so dass sicher jeder Leser dasselbe nur mit Befriedigung
aus der Hand legen wird. Nicht nur der praktische Rechner, sondern noch
vielmehr der theoretische Mathematiker wird in demselben eine Menge von
Untersuchungen finden, die von grossem Interesse sind.
Di*. J. Dieiiger.

Die genetische Entwicklung der platonischen Philosophie einleitend dargeslellt von
Dr. Fr anz Susemihl, Privatdocenten der Philologie an der Universität
Greifswald. Erster Theil. Leipzig, Verlag von B. G. Teubner. 1855. 8.
XVI und 486 S. in gr. 8.
Wenn es immmer mehr allgemein jetzt anerkannt worden ist, dass Plato
keineswegs von Anfang an ein philosophisches System so zu sagen fertig im
Kopfe gehabt, dessen Darstellung nach den einzelnen Seiten die einzelnen Dia-
loge, wie sie nach einander erschienen, sich zur Aufgabe gestellt, sondern dass
vielmehr dieses System nur nach und nach, in längeren Zeiträumen sich ent-
wickelt und so, nach und nach sich ausbildend, in festem und entschiedenem
Formen hervorgetreten, so wird es sich jetzt darum hauptsächlich handeln, eben
diese Entwicklung im Einzelnen nachzuweisen, gewissermassen schrittweise zu
verfolgen, damit dann auch jedem der einzelnen Dialoge Plato’s seine Stellung
zum Ganzen anzuweisen und damit auch die richtige Auffassung des Ganzen
wie des Einzelnen herbeizuführen. So ist freilich diese ganze Frage mit der
Frage nach der Abfassungszeit der einzelnen Dialoge innig verbunden: während
auf die Lösung dieser Frage, bei dem öftern Mangel äusserer Haltpunkte, eben
wieder der Inhalt und dessen Beziehung zu dem Ganzen platonischer Lehre einen
Einfluss übt, den man nicht übersehen darf. Was C. F. Hermann in seinem
leider unvollendeten Werke über Plato dafür geleistet, ist bekannt: ihm schliesst
sich auch der Verfasser dieses Werkes an, indem er, auf dem dort gelegten
Grunde weiter fortschreitend, nicht sowohl die Entwicklung des Philosophen,
als vielmehr die der Philosophie selbst ins Auge fasst und von diesem Stand-
punkte aus das Einzelne wie das Ganze zu behandeln unternommen hat, Dem-
gemäss beginnt er, nach den nöthigen allgemeinen einleitenden Bemerkungen
mit einer ersten Reihe der platonischen Werke, die er als Sokratische oder
ethisch-propädeutische Dialoge bezeichnet; dahin gehören.' der kleine Hippias,
Lysis, Charmides, Laches, Protagoras, Menon, die Apologie, Kriton, Gorgias,
Euthyphron; eine zweite Reihe: „dialektisch-indirekte Dialoge“, befasst den,
Euthydemos, Kralylos, Theätetos, Phädros, Sophist, Politikos, Parmenides,
Symposion , Phädon. Bei der grösseren Wichtigkeit der darin enthaltenen Dia-
loge wird der grössere dieser Abtheilung zugewendete Raum (S. 128—471)
nicht befremden können. Bei jedem Dialoge wird Plan und Anlage zuerst ver-
zeichnet, dann der Inhalt angegeben, der innere Gang und die Entwicklung der
Hauptidee nachgewiesen und dabei eben so sehr auf das Einzelne Rücksicht
genommen, wie auf das daraus sich ergebende Gesammtresultat über Absicht
 
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