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384

Gaupp: Lex Francorum Chamavorum.

quamlibet rem donavit, toto extra partem incontra fratres suos
vindicet. Similiter quando filius suus ad capilatorias fecerit,*) quid-
quid ei donato (donatum) fuerit, extra parte hoc teneat, et reli-
quae res equale (aequali) inter se ordine dividant.“
Wollte man aber auch unter liereditas terrae jede Art von Grund-
besitz verstehen, der sich in der Hinterlassenschaft befindet, ohne
eine terra Saliga oder aviatica (welches Wort nicht bloss in der
L. liipuaria, sondern auch in der L. Saliga, Herold. 72. §. 1,
vorkommt) zu unterscheiden, (was aber jedenfalls für das ostfränki-
sche Recht wegen der entgegenstehenden ausdrücklichen Bestim-
mung der Lex Ripuaria unzulässig wäre), so stehet doch durch das
E dictum Chil peri ei a. 561—584 c. 8 (Pertz, Legg. II. p. 10)
so viel fest, dass durch einen Reichsschluss das Successionsrecht der
Töchter in die terra, in Ermangelung von Söhnen, vor
den Brüdern des Verstorbenen, als ein fortan allgemein geltender
fränkischer Rechtsgrundsatz ausgesprochen worden war. (Cap. 3.
„Simili modo placuit atque convenit, ut si quiscumque vicinos ha-
bens aut filios aut filias post obitum suum superstites ... ha-
buerit, quamdiu filii advixerint, terra (m) habeant, sicut et Lex
Saliga habet. Et si subito filii defuncti fuerint, filia simili mo-
do accipiat ter ras, sicut et filii, si vivi fuissent, (eam) accepis-
sent.C() Sehr bemerkenswert!! ist es, dass diese Stelle, nachdem sie
sodann auch den Vorzug der Brüder vor den Schwestern bei
der Erbfolge in die terra festgestellt hat, für die Familien der k.
Antrustionen, zu welchen sicher auch der homo Francus des cha-
mavischen Weisthumes zu rechnen ist, eine Ausnahme macht,
und ihnen gestattet, hinsichtlich der Erbfolge in die terra sich nach
ihrem bisherigen Familienherkommen zu richten, soferne sie ein
solches haben. (Ibid. „De illo vero et convenit singulis, de terras
istas qui si adveniunt (d. h. wenn ein solcher Erbfall bezüglich der
terra eintritt) ut leodis, qui patri nostro fuerunt, consuetudi-
nem quam habuerunt de liac re, inter se conservare debeant.“)
Es gab also im sechsten Jahrhundert schon besondere Fa-
miliengewohnheiten der Leudes, Antrustiones oder homines
Franci, und wohl nicht bloss in einzelnen Familien, sondern auch
übereinstimmende, gleichartige Familiengewohnheiten je nach den
einzelnen Landestheilen: und eine solche Familiengewohnheit
der homines Franci im Hamalande will offenbar das chamavische
Weisthum Cap. 42 darstellen.
*) Der Sinn ist: „wenn sich der Sohn verheirathet.“ Capilaloriae kanrt
nur für capulatoriae stehen; capulum ist funis; Strick, Gürtel, Kuppel eines De-
gens; capulatus ist gladio cinctus (Du Cange li. v.J; capulatoriae bezeichnet also
den feierlichen Akt der Schwertgürtung bei Schliessung der Ehe. Vergl. was
oben über Procinctus gesagt worden ist.
(Schluss folgt.)
 
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