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Schmidt: Der Mond.

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schienen, die sich mit diesem Gegenstand speziell und also einigermassen aus-
führlich beschäftigte. Zugleich aber mit Mädler, theilweise auch vor dem-
selben, hat Lohrmann in Dresden ähnliche Beobachtungen gemacht und auch
einen Theil seiner Karte des Mondes 1824 herausgegeben. Der Rest seiner Be-
obachtungen ist in den Händen des Verfassers des vorliegenden Buches, das
als ein Vorläufer einer grossem Mondsbeschreibung bezeichnet wird, worin
der Verfasser nebst seinen eigenen Beobachtungen die noch nicht der Oeffent-
lichkeit übergebenen Lohrmanns benützen will. Der speziellere Gegenstand
dieses vorliegenden Buches sind die Gebirge des Mondes, insoferne uns die
Beobachtungen über deren Gestalt einigermassen zuverlässige Auskunft ge-
geben haben.
Zuerst bringt der Verf. einige astronomische Angaben über den Mond in
Erinnerung, die dessen Bahn und Umlaufszeit betreffen; sodann erläutert er
den Begriff der Parallaxe, die scheinbare Grösse des Mondes und die Erschei-
nung, dass der Durchmesser (von Sonne und Mond) beim Auf- und Unter-
gänge grösser zu sein scheint, als wenn das Gestirn hoch über dem Horizont
steht; ferner bespricht er die Rotation und Libration des Mondes, und wirft
dann einen historischen Rückblick auf die stenographischen Arbeiten in den
letzten 200 Jahren. Gleich nach Erfindung des Fernrohrs hat schon Galiläi
den Mondsgebirgen seine Aufmerksamkeit zugewendet, wie denn eine nur
halbwegs aufmerksame Beobachtung der Mondfläche auf diese, bei ihrem
Schattenwurfe, hinweisen muss. Später hat sich Ilevel gründlich mit sol-
chen Beobachtungen beschäftigt, und wenn auch seine Meinungen über Meere
und dergleichen im Monde nicht gegründet waren, so hat er durch Entwerfen
einer für seine Zeit vortrefflichen Mondkarte doch den Grund zu späterer ge-
nauerer Beobachtung gelegt. Der berühmte Tobias Mayer lieferte jedoch
die erste, weil auf sorgfältigen Messungen beruhende, genaue Mondkarte,
während später Schröter mit seinen ausgezeichneten Instrumenten die Ge-
birge des Mondes sorgfältig studirte. Lohrmann’s und Mädler’s haben
wir schon oben gedacht. Im Laufe der achtzehn Jahre, die seit der Heraus-
gabe von Mädlei’s Werk verflossen, ist keine weitere Arbeit über die Ge-
birge des Mondes erschienen, so dass der Verf. es an der Zeit hielt, wieder
einmal an dieselben zu erinnern. Wird man auch von Seiten der reinen
Theorie Einwendungen gegen solche Bestrebungen erheben können, so blei-
ben sie sicherlich verdienstlich, da die wunderbare Bildung der Mondsgebirge
uns einen Blick in die Thätigkeit der Natur ausserhalb der Grenzen unseres
Weltkörpers thun lässt, der von dem höchsten Interesse ist. Sind wir auch
nie im Stande, Antworten zu erhalten auf Fragen, die nur die Neugierde
stellen kann, die nicht zu erwägen im Stande ist, was sie fragt, so sind wir
doch durch die seitherigen Beobachtungen, wie wenig zahlreich sie verhält-
nissmässig sind, schon im Stande, über die Gestaltung der uns zugewendeten
Seite unseres Nachbars im unendlichen Raume ziemlich klare Auskunft zu ge-
ben; über eine Gestaltung, die bedeutend abweicht von der unseres eigenen
Weltkörpers und die uns ein Bild schauerlicher Zertrümmerung und wilden
Ungeheuern Waltens der zerstörenden Naturkräfte vor unsern Augen entrollt.
Bei dieser relativ bedeutenden Kenntniss der Gestalt des Mondes war es
natürlich, dass man versuchte, dieselbe auch plastisch darzustellen. So hat
Mädler’s Gattin die gebirgige Halbkugel in Wachs nachgebildet, während
unter des Verfassers Leitung der Conservator der naturhistorischen Museen in
Bonn, Dickert, in dem Massstabe von 18 Pariser Fuss die Mondfläche in
Relief nachgebildet hat. Das gelungene Modell stellt die Mondfläche so ge-
treu dar, dass bei gehöriger Beleuchtung man sich der Täuschung hingibt, in
einem stark vergrössernden Fernrohr dieselbe zu beobachten.
Sich nunmehr zum eigentlichen Gegenstand wendend, gibt unser Buch
die Art an, wie man auf dem Monde mittelst eines Gradnetzes die Lage ein-
zelner Punkte bestimmt, betrachtet ferner die Ursachen der veränderten Ge-
stalt der Gebirgslandschaften des Mondes zu verschiedenen Zeiten, was einzig
von der Höhe der Sonne und dem dadurch bedingten Schattenwurf abhängt,
 
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