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Ebeling: Macchiavelli’s politisches System.

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Macchiavelli’ s 'politisches System, zum erstenmal dar gestellt und bio-
graphisch, literarisch, historisch und kritisch begründet durch
Dr. F. W. Ebeling. Zweite, mit einem Nachtrag vermehrte
Auflage. VIII. 172. 8. Berlin bei Stege, 1856.
Dem etwas pretiösen oder gesuchten Titel entspricht diese,
übrigens nützliche und mannichfach gegliederte Schrift nicht ganz.
Denn nachdem die Lebensumstände und Schriften des Florentiners
in gedrängter Kürze dargestellt sind, kommt die eigentliche Haupt-
aufgabe, ähnlich behandelt, zu dürftig weg. Es werden nämlich
nach gewissen Rubriken wörtlich oder verkürzt übertragene Ansich-
ten Macchiavelli’s zusammengestellt und aneinandergefügt. Zuerst
treten politische Fundamentalsätze auf, welche aber oft sehr
allgemein lauten, z. B. „Alles unterliegt dem Wechsel der Zeit.
Aus ihr entkeimt ebenso das Gute wie das Böse.“ — Darnach er-
scheinen die zwei Hauptformen des Staats, Republik und Mo-
narchie, gemäss ihren vorzüglichsten Modalitäten und Verhält-
nissen wiederum durch authentische Stellen erläutert. Zuletzt kommt
die Reihe an das geistliche Fürstenthum oder, wie es hätte heissen
sollen, an die Theokratie, welche in drei, sehr dürftigen Sätzen
abgehandelt wird (S. 163). Ergänzende Staatslehren, wiederum aus
der Urschrift übertragen, beschliessen die politische Blumenlese,
welche wohl einen nützlichen Anlauf, aber nicht den Schlüssel zum
System des berühmten Staatsmannes und Historikers gewähren möchte.
Immerhin ist das Büchlein nützlich, weil es eine Reihe von Stellen
und Aussprüchen liefert, muss aber eben desshalb mit Vorsicht ge-
braucht werden. Es frägt sich am Ende, ob Macchiavelli überhaupt
ein politisches System im Kopf und Leben bewahrte? — Man möchte
eher daran zweifeln denn glauben. — Die Grobheiten gegen Dahl-
mann und Andere hätte sich übrigens im Anhänge der Verfasser
ersparen sollen; denn derartige Betitelungen sind, anderes nicht zu
erwähnen, eben so wohlfeil als ungeziemend.

Sinope. Ein historisch - antiquarischer Umriss. Von Dr. Wilh.
Theodor Streuber, Prof, an der Uniuersität. Basel,
Schweighäuser, 146. 8. 1855.
Eine Stadt von mindestens drittehalbtausendjähriger Dauer ver-
dient schon wegen ihres seltenen, nur von Jerusalem und Rom un-
ter den Lebenden erreichten Alters Aufmerksamkeit; denn diese
wendet sich in der Regel doch demjenigen zu, was durch die Länge
und Reife der Erfahrung hervorragt. Mit der Ehrfurcht vor dem
weit zurückgreifenden Bestand verbindet sich ferner gegenüber dem
fraglichen Punkte das Interesse seiner Lage und Geschichte.
Jene Kolonie Milets nämlich, schon vor den Hellenen von binnen-
ländischen, Iranisch-Assyrischen Pflanzern höchst wahrscheinlich ge-
 
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