Czolbe: Darstellung des Sensualismus.
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ist, vom Privatcredit zu unterscheiden, ihn als eine besondere Art
des Credits darzustellen, dessen charakteristische Eigenthümlichkeit
in der Nichtrückzahlbarkeit des Capitals besteht.
Im letzten Abschnitte wird dann das System der Staatsanleihen
auf den Grund dieser gewonnenen Resultate in seinen allgemeinen
Umrissen dargestellt und gegen die Einwürfe vertheidigt, welche
bisher von wissenschaftlicher Seite gegen dasselbe geltend gemacht
worden sind. In letzterer Beziehung war es besonders nöthig, auf
den Fundamentalsatz näher einzugehen, welchen Smith bei seiner
Beurtheilung des Staatscreditsystems zu Grunde legt und welcher
noch immer in unserer finanzwissenschaftlichen Theorie von beinahe
unbedingter Geltung ist, dass nämlich Steuern vom Einkommen, An-
leihen vom Capital bestritten würden. Von seiner Unhaltbarkeit
überzeugt, habe ich denselben zu widerlegen versucht. Als Resultat
der gesammten Untersuchungen ergibt sich dann, dass das System
der Staatsanleihen der zweckmässigste und vortheilhafteste Weg zur
Deckung aussergewöhnlicher Staatsbedürfnisse ist, indem es nicht
nur die Erreichung der Staatszwecke in viel vollkommenerer Weise
ermöglicht, sondern auch auf die naturgemässe, fortschreitende Ent-
wickelung der Volkswirthschaft viel weniger hindernd einwirkt, als
das System erhöhter Besteuerung, dass es vielmehr geeignet ist,
einen dauernden Aufschwung derselben herbeizuführen und zu be-
fördern.
Es war anfänglich meine Absicht gewesen, dieser allgemeinen
theoretischen Untersuchung eine Darstellung der praktischen Gestal-
tung des Anleihesystems, der verschiedenen Arten der Anleihen,
ihrer Erhebung und Verwaltung u. s. w. anzuschliessen. Durch be-
sondere Umstände für diesmal an der Ausführung dieser Absicht
verhindert, habe ich dieselbe auf spätere Zeiten verschoben. Es
muss mir ohnedies angenehm sein, über die von mir versuchte theore-
tische Neugestaltung dieses Theiles der Finanzwissenschaft die Urtheile
competenter Richter zu hören, ehe ich mit der speciellen Bearbei-
tung vorgehe. Dr. Dietzel.
Neue Darstellung des Sensualismus. Ein Entwurf von Heinrich
Czolbe., Dr. med. Leipzig, Hermann Costenoble, 1855. XII S.
und 237 S. gr. 8.
Der Herr Verfasser versteht unter Sensualismus das, was
man sonst Materialismus nennt, wiewohl beide gewöhnlich nicht
als gleichbedeutend betrachtet werden. Geht auch der ältere Sen-
sualismus, wie z. B. bei Locke, von dem Princip aus: Nihil
cst in intellectu, quod non fuerit in sensu; so vertheidigt er den-
noch, indem er seinem eigenen Princip untreu wird, den Glauben
an Gott und Unsterblichkeit, während der Materialismus mit
einer vollständigen und absoluten Negation alles Transcendentalen
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ist, vom Privatcredit zu unterscheiden, ihn als eine besondere Art
des Credits darzustellen, dessen charakteristische Eigenthümlichkeit
in der Nichtrückzahlbarkeit des Capitals besteht.
Im letzten Abschnitte wird dann das System der Staatsanleihen
auf den Grund dieser gewonnenen Resultate in seinen allgemeinen
Umrissen dargestellt und gegen die Einwürfe vertheidigt, welche
bisher von wissenschaftlicher Seite gegen dasselbe geltend gemacht
worden sind. In letzterer Beziehung war es besonders nöthig, auf
den Fundamentalsatz näher einzugehen, welchen Smith bei seiner
Beurtheilung des Staatscreditsystems zu Grunde legt und welcher
noch immer in unserer finanzwissenschaftlichen Theorie von beinahe
unbedingter Geltung ist, dass nämlich Steuern vom Einkommen, An-
leihen vom Capital bestritten würden. Von seiner Unhaltbarkeit
überzeugt, habe ich denselben zu widerlegen versucht. Als Resultat
der gesammten Untersuchungen ergibt sich dann, dass das System
der Staatsanleihen der zweckmässigste und vortheilhafteste Weg zur
Deckung aussergewöhnlicher Staatsbedürfnisse ist, indem es nicht
nur die Erreichung der Staatszwecke in viel vollkommenerer Weise
ermöglicht, sondern auch auf die naturgemässe, fortschreitende Ent-
wickelung der Volkswirthschaft viel weniger hindernd einwirkt, als
das System erhöhter Besteuerung, dass es vielmehr geeignet ist,
einen dauernden Aufschwung derselben herbeizuführen und zu be-
fördern.
Es war anfänglich meine Absicht gewesen, dieser allgemeinen
theoretischen Untersuchung eine Darstellung der praktischen Gestal-
tung des Anleihesystems, der verschiedenen Arten der Anleihen,
ihrer Erhebung und Verwaltung u. s. w. anzuschliessen. Durch be-
sondere Umstände für diesmal an der Ausführung dieser Absicht
verhindert, habe ich dieselbe auf spätere Zeiten verschoben. Es
muss mir ohnedies angenehm sein, über die von mir versuchte theore-
tische Neugestaltung dieses Theiles der Finanzwissenschaft die Urtheile
competenter Richter zu hören, ehe ich mit der speciellen Bearbei-
tung vorgehe. Dr. Dietzel.
Neue Darstellung des Sensualismus. Ein Entwurf von Heinrich
Czolbe., Dr. med. Leipzig, Hermann Costenoble, 1855. XII S.
und 237 S. gr. 8.
Der Herr Verfasser versteht unter Sensualismus das, was
man sonst Materialismus nennt, wiewohl beide gewöhnlich nicht
als gleichbedeutend betrachtet werden. Geht auch der ältere Sen-
sualismus, wie z. B. bei Locke, von dem Princip aus: Nihil
cst in intellectu, quod non fuerit in sensu; so vertheidigt er den-
noch, indem er seinem eigenen Princip untreu wird, den Glauben
an Gott und Unsterblichkeit, während der Materialismus mit
einer vollständigen und absoluten Negation alles Transcendentalen