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Nr. 28.

HEIDELBERGER

1857.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Ueber die theologische Grundlage aller philosophischen Systeme. Vor-
getragen sum Antritte des Rectorats u. s. w. von Ernst von
Las aulx, d. Z. Rector. München 1856. Literarisch-artisti-
sche Anstalt der J. G. Cotta’sehen Buchhandlung. 27 S. in gr. 4.
In einer allem Idealen mehr als abgewendeten Zeit, in welcher
man auf die Erfindung des Düngers mehr Werth legt als auf die
Erkenntniss des ewigen Wesens aller Dinge, in einer Zeit, in wel-
cher selbst die Philosophie sich verrannt und, weil sie von der
sichern Grundlage, auf der sie allein gedeihen kann, abgewichen,
den Studien der Jugend immer fremder geworden ist, mag es wohl
an der Zeit sein, auf diese Grundlage zurückzuweisen, und so die
Jugend selbst wieder zu der idealen Richtung zurückzuführen, die
in den Musterwerken der alten Philosophie der Hellenen ihren
Grund und Boden für alle Zeiten gefunden hat. Denn alles wahre
philosophische Studium ruht auf diesem Grund und Boden: und da-
rum hat es sich der Verfasser zur Aufgabe gestellt, diesen Grund
und Boden uns aufs neue vorzuführen und in einer vorzüglichen
Darstellung zu zeigen, wie nur auf ihm ein Studium gedeihen kann,
das sich die Erkenntniss der höchsten Gegenstände menschlichen
Wissens überhaupt zur Aufgabe gemacht hat.
Der Verfasser nimmt seinen Ausgangspunkt von Pythagoras
und seiner Schule: er zeigt, in welchem Sinne hier zuerst das hier
zum erstenmal uns entgegen tretende Wort Philosophie genom-
men ward; es ist, wie der Verf. S. 2 sich ausdrückt, hiernach die
Philosophie ursprünglich nichts Anderes als die Bethätigung der
Freiheit des menschlichen Geistes und seiner ersten Liebe zur Er-
kenntniss, seiner reinen Freude am Wissen; so bezeichnet der Ehren-
name epiAÖ6ocpog „den wahren Gentleman, der mit freier liebender
Seele die Welt und das Leben betrachtet, und ihr inneres Wesen
zu erforschen sucht.“ Aber, wird richtig hinzugefügt, der Glaube
an Gott und ein anderes Leben wird dabei vorausgesetzt, eben so
wie die Freiheit des menschlichen Geistes, sein Streben nach Erkennt-
niss und die Möglichkeit, das ewige Wesen der Dinge, das Unver-
gängliche in dem Vergänglichen zu erkennen. So erscheint also
hier als Vorbedingung zum ächten Philosophiren Dasjenige, was
Viele heutigentags erst von der Philosophie bewiesen haben wollen;
und es ist eine weitere, gewiss richtige Bemerkung des Verfassers,
wie eben auf dieser Grundlage alle die grossen Denker des Alter-
thums philosophirten, von ihr, als von Etwas feststehendem, den
Ausgangspunkt ihrer Forschung entnahmen. Diese Grundlage findet
sich selbst bei Heraklitus vor, zu dessen Lehre sich der Verfasser
L. Jahrg. 6. Heft. 28
 
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