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Volckmann: Plutärch. De Musica.

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wir bereichert auch auf die Nachwelt bringen sollen. Dieses grossen
Zusammenhanges der menschlichen Bildung auf Erden uns bewusst
zu sein, mit Selbstbewusstsein zugleich und mit Weltbewusstsein
auch die Pflichten zu erfüllen, welche die Vergangenheit, die Zu-
kunft und die Gegenwart uns auferlegen; uns klar zu werden über
uns selbst und unser Verhältniss zu allen sichtbaren und unsichtba-
ren Mächten des Lebens: dies allein ist der innere Vorzug, welchen
die mehr Gebildeten vor den weniger Gebildeten voraus haben.
Der mehr Gebildete, der diesen Pflichten sich entzieht, und statt
von der echten Philosophie vor allem Einfachheit und Lauterkeit
des Gemüthes, Reinheit und religiöse Strenge des Denkens zu ler-
nen, sich einer frivolen und frechen Sinnesart hingibt, der steht der
Wahrheit und dem Weltgeiste viel ferner als ein weniger gebildeter
aber sittlich besserer Mensch, auch wenn der ein Tagelöhner wäre.

Plutar chi De Musica [librum?J edidit Ricardus Volckmann.
Lipsiae, sumptibus et typis B. Q. Teubneri. MDCCCLVI. XXIV
und 171 S. in gr. 8.
Die Schrift Plutarch’s, welche hier in einer neuen, mit der la-
teinischen Uebersetzung und einem umfassenden Commentar ausge-
statteten Ausgabe erscheint, hat schon aus dem Grunde für uns
eine besondere Wichtigkeit, weil sie fast das Einzige ist, was über
die musikalischen Bestrebungen der alten Griechen sich erhalten hat,
wir also in den die alte Musik der Griechen, ihre ersten Anfänge
wie ihre weitere Ausbildung betreffenden Fragen auf sie zunächst
zurückgewiesen sind. In diesem geschichtlichen Werthe liegt daher
auch für uns die Hauptbedeutung dieser Schrift, die, wie die meisten
derartigen Schriften und Abhandlungen Plutarch’s, eine aus ver-
schiedenen und selbst verschiedenartigen Quellen entnommene Zusam-
menstellung liefert, welche hinwiederum dadurch einen um so grösse-
ren Werth gewinnt, als diese Quellen verloren gegangen sind. Zwar
werden diese Quellen, wie dies auch in den andern Schriften Plutarch’s,
zumal bei den Biographien der Fall ist, nicht immer angegeben: im
Gegentheil in dieser Schrift erscheinen derartige Anführungen fast kärg-
licher, als anderwärts, da sich kaum mehr als vier bestimmte An-
gaben von Schriftstellern vorfinden, die Plutärch nicht bloss im
Allgemeinen benutzt, sondern vielmehr in den einzelnen Theilen
seines Werkes fast wörtlich (wenn wir nämlich nach andern seiner
Schriften einen Schluss machen dürfen) ausgeschrieben haben mag;
Heraklides Ponticus, Glaucus Italus, Alexander Polyhistor und Ari-
stoxenus von Tarent sind die von Plutärch namentlich aufgeführten
Quellen, denen er aber auch nach seiner Sitte da folgt, wo er sie
nicht ausdrücklich nennt, wie es denn z. B. eine gewiss richtige
Vermuthung des Herausgebers ist (S. XII), dass au3 dem zuletzt
 
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