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Rose: Ueber die heteromorphen Zustände der kohlensauren Kalkerde. 463
[Es dürfte auch noch als Fundort die shetländische Insel Unst zu
erwähnen sein, wo krystallisirter Aragon mit Brucit in Serpentin ge-
troffen wird.] 5) Der Aragonit ist jedoch vorzugsweise in Spalten
und auf Klüften neuerer vulkanischer Gesteine und besonders des
Basaltes zu Hause. Hier verdient zuerst das böhmische Mittelge-
birge genannt zu werden, wo die schönsten, einfachen und Zwillings-
Krystalle in den Spalten des Basaltes vorkommen, ferner die Au-
vergne und die blaue Kuppe bei Eschwege. Auch in Höhlungen
und in Blasenräumen vulkanischer Gesteine, zumal des Basalt, er-
scheint Aragonit, theils mit Sphärosiderit, theils mit Zeolithen; auf
erstere Weise z. B. im Siebengebirge, im Westerwald, im Leucit-
ophyr am Vesuv, auf die andere im Basalt und Phonolith des böh-
mischen Mittelgebirges und im Basalt des Puy Marmant bei Clermont.
6) Von Bedeutung ist ferner das Vorkommen des Aragonit als
förmliche Sinter-Bildung in den Klüften des Eisenspathes, Dolomits,
in den Höhlen des Kalksteins, und auf Stollen und Strecken von
Gruben. Hier zeigt er sich häufig in Gesellschaft von Kalkspath,
sogar in förmlicher Wechsellagerung mit demselben, wie solches z.
B. bei Wolfstein in der Oberpfalz der Fall, so wie an der Porta
Westphalica bei Minden. Hierher gehören denn auch die merkwür-
digen, unter dem Namen Eisenblüthe bekannten, ästigen und koral-
lenförmigen Gestalten — deren schon v. Pantz und Atzl in ihrer
„Beschreibung der vorzüglichen Berg- und Hüttenwerke des Her-
zogthums Steyermark“ (1814) gedenken — von Hüttenberg in Kärn-
then und Eisenerz in Steyermark. Der Aragonit findet sich an den
genannten Orten in Klüften und Höhlungen des Eisenspathes, aus
dessen Zersetzung er ohne Zweifel hervorgegangen. Beachtenswerth
ist der Umstand, dass diese sonderbaren Aragonite, nicht wie die
gewöhnlichen stalactitischen Bildungen dem Gravitations-Gesetze fol-
gen, sondern in die Höhe steigen und nach den mannigfachsten
Richtungen sich verzweigen. — Wahre Tropfsteine von Aragonit
finden sich in den Kalkstein-Höhlen von Antiparos. Die einen bis
mehrere Zoll langen Individuen bestehen aus stängeligen Zusam-
mensetzungs-Stücken, und enthalten als Axe einen kleinen Aragonit-
Krystall.
7) Als Absatz aus heissen Quellen ist endlich Aragonit keine
seltene Erscheinung, und sein ausgezeichnetestes und bekanntestes
Vorkommen — von welchem in den meisten Mineralien - Sammlun-
gen Probestücke vorhanden — jenes zu Carlsbad. Man trifft hier
den Aragonit in grosser Mächtigkeit, nicht allein in den Umgebun-
gen des Sprudels und der übrigen Quellen, sondern auch unter der
ganzen Stadt, wenn man nur hinreichend tief in den Boden gräbt.
Er zeigt sich in faserigen, flachnierenförmigen gewöhnlich so fest
verbundenen Parthieen, dass sie eine verschleifbare Masse bilden,
die in Carlsbad vielfach verarbeitet wird (sogen. Sprudelstein). Eine
eigenthiimliche Abänderung desselben ist der Erbsenstein, aus erb-
 
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