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464 Rose: Ueber die heteromorphen Zustände der kohlensauren Kalkerde.
sengrossen Körnern bestehend, die wieder aus concentrischen Lagen
zusammengesetzt sind. Der Carlsbader Sprudelstein über der Spiri-
tus-Lampe erhitzt, wird schneeweiss, verliert alle Festigkeit und lässt
sich zu Pulver zerdrücken. An diesem Verhalten erkannte Berze-
lius zuerst die wahre Natur des Minerals, denn wie überhaupt alle
Absätze heisser Quellen, so hatte man namentlich den Carlsbader
Sprudelstein — der wegen seiner Schönheit und Verbreitung schon
frühe Aufmerksamkeit erregte — für Kalkspath gehalten [Göthe,
der in den durch grossartige Natur und interessante geologische
Verhältnisse ausgezeichneten Umgebungen des böhmischen Badeortes
gerne weilte, beschäftigte sich schon zu Anfang dieses Jahrhunderts
mit dem Vorkommen und der Bildung des Sprudelsteins; er sagt in
letzterer Beziehung von ihm: „dass sich solcher noch gegenwärtig
im Tiefsten der heissen Räumen erzeugt, bleibt höchst wahrschein-
lich, da hier die Natur auf eine einfache und gleiche Weise immer
fortwirkt.“ Vergl. Sammlung zur Kenntniss der Gebirge von und
um Carlsbad, erläutert v. Göthe in Leonhard’s Taschenbuch für Mi-
neralogie II. (1808) S. 19). — Auf Veranlassung des Verfassers
wurde eine neue Analyse des Carlsbader Sinters vorgenommen, deren
unmittelbares Resultat ergab: Kalkerde 53,217; Kohlensäure 41,064;
Eisenoxyd und Phosphorsäure 1,503; Fluor und Schwefelsäure 0,661;
Wasser 3,555. Mit Recht hebt der Verf. als bemerkenswerth den
Umstand hervor, dass der Aragonit kein kohlensaures Eisenoxydul
enthält, und glaubt, als Grund hiefiir, dass kohlensaures Eisenoxydul
in der Form des Aragonits sich vielleicht nur unter ungewöhnlichen
Umständen bilden kann.
8) Pseudomorphosen, zu denen Aragonit Veranlassung gibt,
oder die er bildet. Erstere sind viel häufiger; sie bestehen stets
aus Kalkspath nach Aragonit und man hat solche an mehreren Orten
beobachtet. Das ausgezeichnete Beispiel einer Pseudomorphose von
Aragonit nach Gyps bietet der sogen. Schaumkalk aus dem Mans-
feldischen, wie der Verf. in einer früheren Abhandlung gezeigt hat.
9) Bergmilch. Der Verf. stellte endlich eine Reihe von Unter-
suchungen mit jenen lockeren, erdigen, schneeweissen Massen koh-
lensaurer Kalkerde an, die unter dem Namen Bergmilch oder Mont-
milch gewöhnlich für eine erdige Abänderung des Kalkspaths galten
und auf Klüften und in Höhlen des dichten Kalksteins der verschie-
densten Formationen zu Hause sind. Es scheint, dass ein grosser
Theil der sogen. Bergmilch Aragonit sei in mehr oder weniger voll-
ständiger Umwandelung in Kreide begriffen.
Die vier Kupfertafeln enthalten lehrreiche und trefflich ausge-
führte Abbildungen von Aragonit- und Kalkspath-Tropfsteinen, so
wie von erdigen und feinfaserigen Absätzen beider Mineralien bei
360maliger Vergrösserung.
G. Leonhard.
 
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