Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
466

Klotz: Handwörterbuch der lateinischen Sprache.

ausgefüllt, und eben so sehr durch den Reichthum und die Fülle des Stoffs,
wie durch die Genauigkeit und Sorgfalt in der Behandlung des Einzelnen sich
zu einem unentbehrlichen Hülfsmittel für ein gründliches Studium der lateini-
schen Sprache herangebildet; und wenn es auf der einen Seite alles Dasjenige
bietet, was der Schüler, zumal in den höhern Classen einer Mittelschule be-
darf, wird es auf der andern Seile dem angehenden Philologen, dem Lehrer
wie selbst dem Gelehrten diejenige Belehrung bieten, die er sogar in den
grossen Thesauren oft vergeblich sucht, die ihm aber die kleinen Schulwör-
terbücher in keiner Weise bieten können.
Die Vorzüge des Werkes liegen also zuvörderst in der Vollständigkeit,
mit welcher hier der gesammte Sprachschatz verzeichnet ist. welchen die la-
teinische Literatur, so weit sie uns bekannt ist, aus den noch zugänglichen
Schriften aufzuweisen hat, und zwar ohne Bevorzugung der einen Seite dieser
Literatur und Benachlheiligung der andern. Also nicht bloss die Schriftstel-
ler der sogenannten classischen Zeit, oder des goldenen Zeitalters, wie Cäsar,
Sallust, Cicero u. s. w., zu welchen mehr oder minder gute Specialwörter-
bücher vorhanden sind, die als nützliche Vorarbeiten für ein solches grösseres
Wörterbuch benutzt werden können, sondern auch die Schriftsteller der vorclas-
sischen Zeit, die dahin gehörigen Dichterreste insbesondere, wie die Schrift-
steller der nachclassischen Zeit, von Seneca und Plinius an bis zu Ausonius
und den panegyrischen Rednern herab, kurz bis zu den Zeiten des fünften
Jahrhunderts, wo mit dem nahenden Ende der römischen Herrschaft im Abend-
lande, auch Sprache und Literatur in dasjenige Studium des Verfalls eintrat,
welches den Uebergang zu dem Latein des Mittelalters bildet, sind für dieses
Wörterbuch benutzt und durchgearbeitet worden; so dass es nicht zu Viel
gesagt ist, wenn wir behaupten, dass der ganze eigentlich-lateinische Sprach-
schatz, so weit ihn die noch vorhandenen Denkmale dieser Sprache, etwa
mit Ausnahme der Inschriften, bieten, in dieses Handwörterbuch aufgenommen
ist: sind doch selbst die Ausdrücke der römischen Rechtsquellen, so weit sie
noch in die gute Zeit fallen, berücksichtigt, eben so alle mehr technischen, ein-
zelnen bestimmten Fächern angehörigen Ausdrücke ; endlich auch alle Eigen-
namen und Ortsnamen, diese in angemessener Kürze, und ohne weiter gehende
Erklärungen, die man in einer Realencyclopädie, wie wir deren ja jetzt mehrere
besitzen, aber nicht in einem Handwörterbuch, welches der Sprache zunächst
bestimmt ist, zu suchen hat. Was die Inschriften betrifft, so haben grössere
und bekanntere (wie z. B. das sogenannte Monumentum Ancyranum) in dem,
was sie für die Lexicographie Benierkenswerthes enthalten, zwar auch hier
Berücksichtigung gefunden: dass übrigens auf diesem Gebiete, in Folge der
grossen in der jüngsten Zeit gemachten Entdeckungen, noch manche Erwei-
terung des lateinischen Sprachschatzes zu erwarten steht, theilweise auch
schon eingetreten ist (wie z. B. in den Tausenden von Inschriften aus Nord-
afrika, welche jetzt veröffentlicht werden), ist unleugbar: der Bearbeiter eines
lateinischen Wörterbuches wird aber dann erst davon den gehörigen Gebrauch
machen können, wenn diese Inschriften sämmtlich in getreuen Copien ver-
öffentlicht sind und in grösseren Werken vereinigt, hier auch mit den nöthi-
gen Indices versehen, zu einem Gemeingut der Wissenschaft geworden sind.
 
Annotationen