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Napoleon III.: Histoire de Jules Cesar.
gen zeugen, unter dem Texte seiner Darstellung, aus dem Wege
gehen sollen, indem er dadurch nutzlosen Angriffen und dem Vor-
wurfe angeblichen Mangels an methodischer Kritik die Darstellung
seines ersten Buchs aussetzte. Was den einzelnen Capiteln einen
Reiz gibt, ist dass sie in ihren Unterabtheilungen als eine Reihe wohl-
ausgearbeiteter historischer Aufsätze gelten können, worin die Ein-
fachheit mit der Klarheit wetteifert. Manches hätte ausführlicher
behandelt werden können, was man besonders von dem unter interes-
santer Ueberschrift vereinigten Capitel über die Küstenländer des
Mittelmeeres sagen muss. Hier hat sich der Verf. einer sichtbaren
Knappheit befleissigt, um nicht über diesem Zweck den Hauptzweck
zu verlieren. Man fühlt, es kam ihm darauf an, über den Schau-
platz der früheren Begebenheiten der römischen Geschichte allge-
mein zu orientiren. Und in der That geschieht dies besser durch
eine so vollständige Masshaltung im Combiniren von Materialien,
wie sie sich hier zeigt, als durch Ausführlichkeiten, denen man
vergebens das Lob abstreifen würde, culturhistorische Studien für
sich zu sein. Das Capitel macht den Leser zuerst mit Carthago
und seinem Handel bekannt, dann mit Iberien, dann mit Gallien
u. s. w. und führt ihm die Zustände der Länder an der Küste des
Mittelmeeres der Reihe nach mit reicher Belesenheit vor, die die
Bewunderung, welche dem vielbeschäftigten Souverain dieserhalb
gezollt wird, verdient. — Am Schlüsse, S. 140, erklärt auch der Verf.
selbst als den Zweck dieses Capitels, eine kurze Beschreibung zu
geben (description succincte), von der er erwartet, dass sie geeignet
ist, „de faire assez ressortir l’etat de prosperite des differents peup~
les qui l’habitaient.“ „Le souvenir d'une teile grandeur inspire un
voeu bien naturel, so schliesst er, c’est que desormais la jalousie
des grandes puissances n’empeche plus l’Orient de secouer la poussiere
de vingt siecles et de renaitre a la vie et ä la civilisation“, ein
Wunsch, dem man beistimmen muss, selbst wenn es der Fall wäre,
dass' dies im Sinne von Eroberungen oder Erwerbungen seitens
Frankreichs gemeint wäre, und das Mittelmeer ein französischer
See würde, wie er einst ein römischer war! Vgl. S. 200.
Als die ersten Anzeichen, welche die spätere Cäsar’sche Tyran-
nis , im Sinne der Cornel’schen Definition dieses Wortes so zu
reden, signalisiren, hat man die Gracchischen Bewegungen anzu-
sehen, die dem Zweck dienten, die Dringlichkeit der Befriedigung
agrarischer Interessen darzuthun. Diesen ersten Anzeichen folgten
andere und deutlichere und empfindlichere zugleich, die Bürger-
kriege zwischen Marius und Sulla, die hinwiederum die Zeichen
eines noch nicht mit den Forderungen der Zeit in Einklang ge-
brachten veralteten Verfassungszustandes waren. Die Verfassung,
welche noch bestand, setzte die Gegensätze, Geburtsadel und Plebs
voraus. Diese Gegensätze hatte die Zeit in Conflikt mit den Mit-
teln gebracht, und für die neu erstandenen: Reich und Arm war
die Verfassung, welche zwischen Adel und Nichtadel nicht mehr
Napoleon III.: Histoire de Jules Cesar.
gen zeugen, unter dem Texte seiner Darstellung, aus dem Wege
gehen sollen, indem er dadurch nutzlosen Angriffen und dem Vor-
wurfe angeblichen Mangels an methodischer Kritik die Darstellung
seines ersten Buchs aussetzte. Was den einzelnen Capiteln einen
Reiz gibt, ist dass sie in ihren Unterabtheilungen als eine Reihe wohl-
ausgearbeiteter historischer Aufsätze gelten können, worin die Ein-
fachheit mit der Klarheit wetteifert. Manches hätte ausführlicher
behandelt werden können, was man besonders von dem unter interes-
santer Ueberschrift vereinigten Capitel über die Küstenländer des
Mittelmeeres sagen muss. Hier hat sich der Verf. einer sichtbaren
Knappheit befleissigt, um nicht über diesem Zweck den Hauptzweck
zu verlieren. Man fühlt, es kam ihm darauf an, über den Schau-
platz der früheren Begebenheiten der römischen Geschichte allge-
mein zu orientiren. Und in der That geschieht dies besser durch
eine so vollständige Masshaltung im Combiniren von Materialien,
wie sie sich hier zeigt, als durch Ausführlichkeiten, denen man
vergebens das Lob abstreifen würde, culturhistorische Studien für
sich zu sein. Das Capitel macht den Leser zuerst mit Carthago
und seinem Handel bekannt, dann mit Iberien, dann mit Gallien
u. s. w. und führt ihm die Zustände der Länder an der Küste des
Mittelmeeres der Reihe nach mit reicher Belesenheit vor, die die
Bewunderung, welche dem vielbeschäftigten Souverain dieserhalb
gezollt wird, verdient. — Am Schlüsse, S. 140, erklärt auch der Verf.
selbst als den Zweck dieses Capitels, eine kurze Beschreibung zu
geben (description succincte), von der er erwartet, dass sie geeignet
ist, „de faire assez ressortir l’etat de prosperite des differents peup~
les qui l’habitaient.“ „Le souvenir d'une teile grandeur inspire un
voeu bien naturel, so schliesst er, c’est que desormais la jalousie
des grandes puissances n’empeche plus l’Orient de secouer la poussiere
de vingt siecles et de renaitre a la vie et ä la civilisation“, ein
Wunsch, dem man beistimmen muss, selbst wenn es der Fall wäre,
dass' dies im Sinne von Eroberungen oder Erwerbungen seitens
Frankreichs gemeint wäre, und das Mittelmeer ein französischer
See würde, wie er einst ein römischer war! Vgl. S. 200.
Als die ersten Anzeichen, welche die spätere Cäsar’sche Tyran-
nis , im Sinne der Cornel’schen Definition dieses Wortes so zu
reden, signalisiren, hat man die Gracchischen Bewegungen anzu-
sehen, die dem Zweck dienten, die Dringlichkeit der Befriedigung
agrarischer Interessen darzuthun. Diesen ersten Anzeichen folgten
andere und deutlichere und empfindlichere zugleich, die Bürger-
kriege zwischen Marius und Sulla, die hinwiederum die Zeichen
eines noch nicht mit den Forderungen der Zeit in Einklang ge-
brachten veralteten Verfassungszustandes waren. Die Verfassung,
welche noch bestand, setzte die Gegensätze, Geburtsadel und Plebs
voraus. Diese Gegensätze hatte die Zeit in Conflikt mit den Mit-
teln gebracht, und für die neu erstandenen: Reich und Arm war
die Verfassung, welche zwischen Adel und Nichtadel nicht mehr