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473

Die Stellung der Fugger zum Kirchenstreite des
16. Jahrhunderts.
Von
Konrad Häbler.
Die Thatsache ist im allgemeinen wohl bekannt, dass die
Fugger in dem Kirchenstreite des 16. Jahrhunderts unentwegt
auf der Seite der alten Kirche gestanden und sich im Kampfe
gegen die lutherische Reformation um diese grosse Verdienste
erworben haben. Im einzelnen aber ist die Parteistellung der
leitenden Persönlichkeiten des Fuggerischen Hauses bisher noch
nicht einer näheren Betrachtung unterzogen worden, obwohl in
den zahlreichen neueren Urkunden-Werken über das Reformations-
zeitalter für eine solche Untersuchung ein ausserordentlich reich-
haltiges Material zugänglich gemacht worden ist.
Die Fugger hatten sehr frühzeitig Veranlassung, zu der von
dem Mönche von Wittenberg angefacbten Bewegung Stellung zu
nehmen. Waren sie es doch, die als Kaufleute und Bankiers
unmittelbar an dem Ablasshandel des Erzbischofs Albrecht von
Mainz beteiligt waren, gegen welchen sich die 95 Thesen Luthers
richteten; war doch Augsburg der Ort, wohin der Neuerer zitiert
wurde, um bei Gelegenheit des dort gehaltenen Reichstages sich
vor dem eigens zu diesem Zwecke vom Papste entsendeten Legaten,
dem Kardinal von Gaeta, Thomas de Vio, zu verantworten.
Es ist eine vollkommene Verkennung der Thatsachen, wenn
man bereits in diesem Zusammenhänge von einer protestantischen
Bewegung, von einer neuen Lehre spricht. Wohl schlummerten,
ihm selbst noch halb unbewusst, in den Thesen Luthers manche
der Lehren, die später in das protestantische Glaubensbekenntnis
übergegangen sind. Aber ihr Urheber selbst dachte zu jener Zeit
noch nicht ernstlich daran, sich von der katholischen Kirche los-
zusagen, und die Männer, die ihm bei seinem Augsburger
Histor. Vierteljahrschrift. 1898. 4. 31
 
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