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Historische Vierteljahrsschrift — Leipzig, Dresden: von Baensch-Stiftung, Band 4.1901

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Nachrichten und Notizen II
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https://doi.org/10.11588/diglit.60746#0580
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566 Nachrichten und Notizen II.

Preussens zum Königreich das Wort ergriffen; mehr zu praktischen Zwecken
als zur Förderung objektiver Erkenntnis; es ist gleich viel Einseitigkeit
in Robert Bosses Lobpreisung der Hohenzollern als Volkserzieher wie in
der gehässigen Kritik des Absolutismus, welche der Vorwärts seinen Lesern
am 18. Januar geboten hat. Alles Schiefe und Masslose darin aufzusuchen,
mag zur Kenntnis der sozialen Klassen, der politischen Parteien, der reli-
giösen Gemeinschaften, denen es entsprungen, nicht ohne Wert sein; hier,
wo es nur darauf ankommt, den wissenschaftlichen Ertrag der Jubiläums-
litteratur festzustellen, kann von einem eingehenden Bericht darüber ab-
gesehen werden.

Dasselbe empfiehlt sich einer Schrift gegenüber, welche im Titel und
in den mit gelehrtem Apparat vollgepfropften Anmerkungen den Anschein
einer wissenschaftlichen Arbeit erweckt, in Wahrheit aber mit ernster
Forschung nichts zu thun hat. Friedrich I. König von Preussen. Eine
kritische Studie zur 200Jahr-Feier von +}7 (München-Gern, Verlag von
Victor von Plazer, 1901) berührt sich in Methode und Tendenz mit Quiddes
Caligula. Auf dem Umschlag der Broschüre sehen wir die zum Jubiläum
geprägte Medaille mit dem Doppelbildnis der 1701 und 1901 regierenden
Hohenzollern; damit deutet der Verfasser die Parallele an, die er von dem
Leser im folgenden zwischen König Friedrich I. und Kaiser Wilhelm II.
gezogen wissen will. Ein Kenner der Quellen wird das Zerrbild auf den
ersten Blick durchschauen; es Wort für Wort widerlegen, hiesse dem
Anonymus zu viel Ehre anthun.

Es sind drei Gruppen, in die sich die wissenschaftlichen Publikationen
nach sachlichen Gesichtspunkten einreihen lassen. Die einen beziehen sich
auf die Krönung selbst, andere auf die Person des ersten Königs, eine
dritte Gruppe auf das Königtum der Hohenzollern im allgemeinen. Wir
wollen eine jede gesondert betrachten.

Die Entstehung des preussischen Königtums und die Feier der Krönung
selbst sınd in den Grundzügen bekannt. Wir wissen, dass der seit Anfang
der neunziger Jahre öffentlich besprochene Plan Kurfürst Friedrichs II.
seine Verwirklichung der politischen Konstellation am Ausgang des 17. Jahr-
hunderts verdankt, dass der Kaiser Brandenburg als Bundesgenossen in
der spanischen KErbfolgefrage, August der Starke zum mindesten seine
wohlwollende Neutralität in den nordischen Wirren brauchte, und dass in

am Krönungstage 1701. — Paul von Schmidt: Das Friedenswerk der preussi-
schen Könige in zwei Jahrhunderten. Festgabe für das deutsche Volk zum
18. Januar 1901. Berlin, Ernst Siegfried Mittler & Sohn. — Unser Preussen.
Gedenkbuch zum 18. I. 1901, für Heer und Volk. Berlin, R. Schroeder. —
Boysen: Festschrift zur 200jährigen Wiederkehr der Erhebung Preussens
zum Königreich (1701—1901). Oldenburg, Druck und Verlag des deutschen
Offizierblattes, Gerhard Stalling, Verlagsbuchhandlung. — von Eberstein:
Hohenzollerncharaktere, dem 200jähr. Gedenktage 18. I. 1901 gewidmet.
2 Bände, Leipzig, J. Werner.

6 D. Dr. Robert Bosse: Die Hohenzollern als Volkserzieher. Berlin, 1901,
herausgegeben vom Vaterlandsverein.
 
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