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Hyrtl, Joseph
Onomatologia anatomica: Geschichte und Kritik der anatomischen Sprache der Gegenwart ; mit besonderer Berücksichtigung ihrer Barbarismen, Widersinnigkeiten, Tropen, und grammatikalischen Fehler — Wien, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.14858#0383
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249. Oesophagus. — 250. Olecranon.

361

249, Oesophagus,

Das Wort Oesophagus kann sich eines sehr ehrwürdigen
Alters rühmen. Es wurde von Aristoteles für Speiseröhre
gebraucht, mit der deutlichen Erklärung: xb cuv£^e<; oxb\).az\,
continuatio oris l). Alle griechischen Anatomen und Aerzte ver-
schmähten dieses Wort, und zogen ihm Stomachus vor — die
Gula der Lateiner.

Man denkt bei olaofdyoc, an oiatö, tragen, und {passiv, essen,
— bei axc\i.w/pq, an gt6[j.<z, Mund, und, ^ew, giessen. 1^ö\>.T/oq
kommt schon im Hippoerates vor, aber nicht als Speise-
röhre, sondern als Blasenhals, und Muttermund. Celsus
nahm den Stomachus als Speiseröhre in seine Sprache auf:
duo itinera colli (zwei Gänge), unum stomachum (Speiseröhre),
alterum asperam arteriam (Luftröhre) vocant. Von Celsus über-
nahm Vesal den Stomachus. Seine Nachfolger jedoch zogen
durchgehends Oesophagus vor. Bei diesem blieb es auch, bis
in unsere Zeit, wo Stomachus nur von den Aerzten, nicht
von den Anatomen, für Magen angewendet wird, wie die
Remedia stomachica, magenstärkende Mittel, und viele Com-
posita bezeugen. Die Griechen nannten den Magen nie anders,
als yoLGrqp. Ueber Gula, und das arabische Merl, sieh' HL,
§. LXXVIl

250. Olecranon,

Das Olecranon, Ellbogenhöcker, sollte von rechtswegen
Olenocranon heissen. Denn es wurde aus to xpavov ir\q (jbXevYj?
(caput eubiti) construirt. Ich finde jedoch Olenocranon nur ein
einziges Mal im Aristophanes 2), während alle griechischen
Aerzte und Anatomen, fast ohne Ausnahme wXsy.pavov, leibhaftig

*) De partibus animalium, Lib.II, Cap. 3.
2) Pax, Vers 443.
 
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