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Illustrirte Welt.

AM^geschaut hatte, denn sic blieb den Abend über
.„Mästend und verstimmt.
1 Ich merkte jetzt aus der Atmosphäre, die zwischen diesen
drei Personen schwebte I°f°rt, wie hier die Dinge standen
da mir des L-eutenantS Verhältnisse gerüchtweise be-
kennt waren, hegte ich große Besorgnisse für seine Zukunft
Kgmthümlich war das Benehmen Rebekka's Sie
näherte sich dem L-eutenalit sichtlich von ihm angezoqen
handelte ihn jedoch kühl, ruhig, und zeigte nicht die Svur
eines wärmeren Gefühls gegen ihn. "
Are Cousine war im Nebenzimmer -i-it Anordnungen
fnr den Theetisch beschäftigt und der Lieutenant hatte seinen
Ztuhl naher an Reb^ka genickt — da fragte diese plötz-
lich den BMcr. „Weßhalb wollen Sie nicht Landwirth
,verden, Herr von Geldern?" M
Der Lieutenant zuckte wie vom Blitz getroffen Mammen
Md leichenblaß, er schaute Rebekka ganz entseüt an '
„WO-lb diese Frage ?" stotterte er, „ich bin ja Mi
Mund denke m dieser Carrisre etwas zu leisten An«
Men Gründen sollte ich diesen Beruf Plötzlich aufgeben?
M kommen Sw zu dieser ^rage, Fräulein?" for cht7 r
schweratmend, das schone Mädchen fixirend -
„Ich halte diesen Beruf für den schönsten - für einen
Kelmann - fugte sie hinzu, ihre ruhigen Augen voll -n
rem Erregten aufschlagend. „Ich denke mir, Ihr Herr Vater
müßte dieß wünschen."- ' -lMr Bater
Sie sagte dieß mit eigenthümlich überlege-rem, leisem

Der Lieutenant kam ganz außer Fassung. „Allerdings
iß dieser Beruf schön," erwiederte er verlegen, „jedoch nicht
Alle mögen ihn ergreifen. In unserer Familie wird stets
ür älteste Sohn Militär und ich trat diese traditionelle
Miere an, ich fühle mich auch ganz glücklich in diesem
Beruf, — übrigens," setzte er, in seinen gewöhnlichen heiteren,
galruten Ton zurückfallcnd, hinzu, „um Ihrer schönen Augen
Men könnte man selbst Hufschmied werden."
Rebekka lachte leicht. „Was haben meine Augen damit
zu thun?" versetzte sie ganz obenhin, „sie sollen Niemand
zeugend etwas veranlassen! übrigens ist Hufschmied ehr-
liche Arbeit," schloß sie, sich ihrer Cousine zuwendend, die
eben das Zimmer wieder betreten hatte, und ließ den Lieu-
imant in einem nicht zu beschreibenden Zustand von Ver-
wirrung zurück.
Die allgemeine Stimmung dieses Abends war nicht be-
haglich — der Lieutenant empfahl sich heut früh und ich
solzte seinem Beispiel und begleitete ihn.
Beim Nachhausegehcn brach er sein langdauerndes, auf-
fälliges Stillschweigen mit den Worten: „Ich kann ja offen
gegen Sie sein, Herr Türkheim. Sic wissen ja so ziemlich
me Jeder hier, wie es mit mir steht. Entweder ist dieß
Mädchen, diese Rebekka, mit dem Teufel im Bunde, daß
sie heut auf Dinge sich bezog, die kein anderer Mensch auf
Erden kennt, als ich selbst, oder sie hat Verbindungen mit
meinem Vater, oder meinen Hauptgläubigern."
„Ich vermuthe dieß Letztere," gab ich zurück, „und ihr
scharfer jüdischer Verstand kombinirte das Weitere."
Der Lieutenant ward darauf wieder sehr einsylbig, un-
sere Wege trennten sich bald und wir schieden mit einem
herzlichen Händedruck wie alte gute Bekannte von einander.

II.
Was ich soeben hier erzählte, erfuhr ich mit Ausnahme
der letzten miterlebten Szenen innerhalb der nun folgenden
dier Wochen, in denen ich öfter mit meinem Lieutenant
zusammentraf. Er war mir gegenüber keineswegs sehr
mitteilsamer Natur. Da er jedoch bemerkt, daß rä) sei
dm Besuch beim Bankier Sternberg, ohne.mein Wollen,
Himer die Coulissen seiner Bräutigamsschaft gesehen, so
irug er kein Bedenken, mich einzelne Einblicke in seine vcr-
zweifelten Verhältnisse thun zu lassen, und allmälig lag inrr
seine ganze unselige Situation so klar vor Augen, wie Ließ
oben von mir geschildert worden. . -
Zuerst war ich gewillt, meinen „Freund" für euren
schlechten Menschen zu halten, seine Manipulationen den
verschiedenen Geldverleibern gegenüber waren und bueben
unentschuldbar, seine Stellung zum Hause Sternberg schien
mir schmählich, die Heirath aus reiner Spekulation, die
halbe Lüge dem armen, unschönen Mädchen gegenüber un-
würdig, sein ganzes Benehmen feige und unmännlich.
Allmälig jedoch, als ich den jungen Mann näher kennen
lernte und die bittere Verzweiflung wahrnahm, in welche
ihn diese häßlichen Verhältnisse versetzten, und mir seine
Lage in seiner Stellung vergegenwärtigte , sah ich em, daß
all' dieß nur die nothwendigen Folgen eines verzweifelten
Entschlusses waren — eine halsstarrig sestgehaltene ehrgeizige
Idee, nämlich die, seine Ehre als Offizier und diejenige
seines Korps nicht zu kompromittiren. Hätte er
als sein Vater ihm die Mittel verweigerte, den Abschied
genommen, so wäre eine ganze Reihe Ehrenschulden noch
zu bezahlen gewesen, die Gläubiger wären wie die Har-
pyien über ihn hergefallen und er hätte jetzt noch weniger
als je zahlen können, und gar keine Aussicht gehabt, nuiHals
verschuldeter Civilist seine Gläubiger zu befriedigen. Isem
ganzes Handeln wäre bekannt geworden. Das L-Pul,
welches er mit der Offiziersehre getrieben, würde vor aller
Welt klar dagclegen haben, und einestheils sein Leichtsinn
und andererseits das Ehrgefühl, solche Schmach nicht auf
den exklusiven Stand zu wälzen, trieben ihn auf jene Bahn,
dw ihn immer tiefer in den Strudel des Unehrenhaften
und Schmählichen führte.

Es wäre ihnr damals nichts weiter übrig geblieben, als
seine Schulden zu zahlen, oder sich eine Kugel durch den
Kopf zu schießen, — er beschloß das Erstere auf dein an-
gedeuteten verfänglichen Wege.
Wer weiß, ob nicht Alles äußerlich vor der Welt gut
Zugängen wäre, wenn nicht Rebekka seinen Lebenspfad ge-
Ich sah sein verzweifeltes Ringen und Kämpfen mit
seinem Herzen — er gab sich unglaubliche Mühe, die thörichtc,
verhängnißvolle Liebe zu jenem schönen Mädchen zu ersticken,
er war sich völlig bewußt, daß ein Nachgeben hier gleich-
bedeutend mit seinem Untergang sei. Er rang einen Riesen-
kampf. Alles vergeblich. Der Lieutenant zwang sich mit
wilder Kraftanstrengung, seine Rolle vor seiner Verlobten
weiter zu spielen. Er konnte, was in ihm lebte, nicht ver-
heimlichen. Sternberg sowohl wie seine Tochter merkten
nur zu bald, wie es im Herzen des Lieutenants aussah.
Amalie erklärte eines Tages dem Bräutigam, daß sie
ihm sein Wort zurückgäbe: sie hätte ihn aufrichtig geliebt,
wie nur ein häßliches Mädchen einen schönen, vorneh-
men, geistig weit über ihr stehenden Mann lieben könnte.
— Sie liebte ihn noch, fuhr sic fort, sie hätte auch ge-
wußt, daß seine Neigung für sie nicht gar zu stark wäre,
jetzt jedoch, da er nicht verbergen könnte, wie leidenschaftlich
er ihre Cousine liebte, müßte sie ihm eine Last, eine Fessel,
ja verabscheuungswürdig sein, und ein Leben unter solchen
Bedingungen könnte sie nicht ertragen. — „Sie haben mich
meines Geldes wegen nehmen wollen," Herr Lieutenant,
sprach sie mit schwerathmender Stimme. „Sie haben viele
Schulden, sie wollten sich durch eine Heirath rangircn. -
Das kommt oft vor und ist, wie ich das ansehe, weitcr
nichts so Schreckliches. — Sie sind ein guter Mensch und
sie hätten mich nicht schlecht behandelt, und damit wäre
ich zufrieden gewesen, wenn ich nur an Ihrer Seite hätte
leben können. — Jetzt jedoch, da meine Cousine zwischen
uns steht, fällt dieser letzte Anker, der Sie an mich knüpft,
fort; Sie fänden, daß ich Sie elend und unglücklich gemacht,
daß ich Sie durch mein Geld gezwungen, eine Ungeliebte
zu heirathen, und an Stelle einer freundlichen Duldung,
einer vielleicht durch meine Liebe und etwas Dankbarkeit
erwärmten Neigung würde Haß und Bitterkeit treten, —
deßhalb, Herr Lieutenant, kann ich Ihnen nicht als Ihre
Frau folgen und gebe Ihnen hiemit Ihr Wort zurück."
Paul von Geldern küßte dem Mädchen wortlos, aber
innig und herzlich die Hand und betrat das Sternberg'sche
Haus nicht mehr.
Rebekka war plötzlich abgereiöt, er wußte nicht wohin,
und in der Stadt ward alsbald die Auflösung der Ver-
lobung bekannt.
Die Folge hievon war, daß der Lieutenant sein Ab-
schiedsgesuch einreichte und dann spurlos verschwand, —
aber merkwürdigerweise schwiegen auch die Gläubiger
still. Es wurden weder beim Regimentskommando, noch
sonstwo irgend welche Schuldklagen eingereicht. Es
tauchten keine Wechsel des Lieutenants auf. Seine zahl-
reichen Gläubiger redeten ihm nichts Böses nach. Der
Bankier Sternberg hüllte sich in verdrießliches Schweigen,
er zuckte die Achseln, wenn seine Bekannten ihn in dieser
Angelegenheit interpellieren, und sprach schnell von etwas
Anderem.
In der Stadt jedoch ging das Gerücht, daß Amalie
von ihrem sehr großen mütterlichen Vermögen, über welches
sie als Majorenne verfügen konnte, die Schulden ihres ge-
wesenen Bräutigams bezahlt hätte. Sicheres erfuhr man
niemals. Einige Zeit später erhielt ich einen Brief vom
alten Herrn von Geldern; er erkundigte sich bei mir, ob
ich vielleicht den Aufenthaltsort seines Sohnes kenne, sein
Sohn wäre ja in der letzten Zeit mir nahe gestanden, ob
er Nachrichten durch mich an seinen Sohn gelangen lassen
könnte. Ich mußte das verneinen, denn ich hatte ebenso-
wenig wie seine Familie oder sonst irgend einer seiner Be-
kannten eine Ahnung, wohin der Lieutenant sich gewendet.
Zwei Jahre waren vergangen, für mich inhaltsvolle,
schwere Jahre.
Ich war als Kaufmann nach Amerika ausgcwandert,
hatte eine Musikalienhandlung gegründet und mein Ver-
mögen verloren, und hatte dann als Cellospieler in New-
Aork mich durchgeschlagen. Ich kämpfte schwer mit dein
Dasein, oft fehlte es mir am Nöthigsten. Grain, Mangel,
Sorge und Aufregung machten mich krank rind ich ward
in das Hospital ausgenommen, hergestcllt und dann völlig
mittellos entlassen.
Meine Baarschaft bestand in vierzig Dollars, als ich
das Hospital verließ, meine gesammte sonstige Habe in
etwas Wäsche und meinem vortrefflichen Cello.
So stand ich denn eines Morgens früh sozusagen auf
die Straße gesetzt, und an mir vorüber brauste der Strom
des Lebens, kalt, hart, fühllos — und tüchtige Stöße und
Püffe Vorübereilender, denen ich in dem Wege stand,
erinnerten mich gleichfalls, den Marsch anzutreten. Wohin?
Eine Lokomotive pfiff. Mechanisch ging ich dem Schall
nach und dann nach dem Westbahnhof, der Ericbahn.
Es war Mitte Mai und herrliches Wetter. Es zog
mich zu den stillen Wassern der mächtigen, ernsten, düster-
schönen Seen, — ich hatte so einen dunklen Plan — dort
in den Sommerfrischen reicher Fabrikanten Konzerte geben
zu wollen, — und wandte mich zum Perron.
Da erblickte ich eine Gestalt, die meine Aufmerksamkeit
fesselte.

367

Das Gesicht war nur nur wenig zugewendet und den-
noch kam es mir so wunderbar bekannt vor, — die hohe,
elegante, vornehme Figur erinnerte mich trotz des abge-
tragenen Anzuges an Jemand in Berlin, — da kehrte sich
der Mann um, und „Herr von Geldern!" rufe ich fast
erschreckt, „Sie hier?"
„Herr Türkheim, Sie auch Amerikaner und Musikant,"
sagte er schmerzlich lächelnd, mir die Hand reichend, eine
wohlgepflegtc, feine Hand. „Wir scheinen es Beide weit
hier gebracht zu haben," fügte er hinzu, mit seinen schönen
braunen Augen mir aufmerksam in's Gesicht sehend.
„Ich bin krank gewesen," erwiederte ich und ich fühlte,
daß mir die Röthe der Scham in's Gesicht stieg.
„Nein! Krank war ich niemals," lächelte mein Freund
mit einem Ausdruck, als ob ihm ein günstiger Zufall nicht
zngestoßen. „Ich bin seit einem Vierteljahr ein Bettler,
der nicht betteln kann, — wovon ich gelebt habe, weiß ich
nicht, aber daß ich innerhalb weniger Tage vor Hunger
gestorben sein werde, ist so sicher, wie daß Sie hier vor
mir stehen — wenn nicht irgend ein Glücksfall mir zu Hülfe
kommt. Ich besitze nicht einen Cent mehr," schloß er, die
Zähne aufeinander beißend.
„Nun, zu einer tüchtigen Mahlzeit für uns Beide reicht
noch meine Kasse," entgegnete ich, ernst in sein bleiches Ge-
sicht schauend. „Seien Sie jetzt 8nn8 Fvns mein Gast;
erst essen, und dann wollen wir überlegen', was wir an-
fangen."
Wir traten in einen Biersalon. Ich bestellte Getränk
und Beefsteak und mein Freund berichtete seine Erlebnisse.
Er habe nicht den Muth gehabt, als seine Verlobung
ausging, sich zu erschießen, erklärte er, und sei dann auf und
davon nach Amsterdam und dann hieher nach New-Aork ge-
gangen. Zweitausend Mark hatte er mitgenommen und
angefangen, hier eine Stellung zu suchen.
Einen bestimmten Beruf hatte er nicht erlernt. Haus-
knecht, Kellner, Sackträger wollte er nicht werden, — sein
Geld ging auf die Neige. Eine hübsche Singstimme besaß
er, ebenso gute Schulung im Vortrag, dazu einen großen
Vorrath von Liedern und Couplets im Kopfe. Er ward
Sänger in 0ukö8 ellunturM.
Der Rauch und die Ueberanstrengung schädigten schnell
seine Stimme, er mußte aufhören und seit drei Monaten
befand er sich ohne Erwerb und ohne Getd. lieber seine
Vergangenheit sprach er kein Wort und ich hütete mich,
daran zu rühren.
„Was haben Sie vor ? Wollten Sie fort von hier?"
frug er mich.
„Ich will an den Erie," antwortete ich, „mit meinem
Cello mich durchzuschlagen versuchen."
Er seufzte tief.
Sein trauriger Gesichtsausdruck ging mir sehr zu Herzen.
„Haben Sie noch etwas Stimme?" erkundigte ich mich.
„Sie hat sich durch die Schonung gebessert, und einige
Tage Ruhe und Nahrung und ich glaube, sie würde die alte
wieder werden."
„Nun gut. So will ich Ihnen einen Vorschlag machen.
Ich habe noch achtunddreißig Dollars. Die wollen wir
jedoch nicht der Eisenbahn in den Rachen schieben. Wir
fahren die halbe Strecke bis Elmira, das ist weit genug
von New-York entfernt, und beginnen dann eine Knnstreisc,
von Dorf zu Dorf ziehend und unsere Künste ausübend.
Das Nothdürftigste werden wir verdienen und so kommen
wir billig und gesund nach Eriecity, wo viele reiche Leute
wohnen. Ich gedenke, Konzerte dort zu arrangiren."
„Ich bin Ihnen sehr dankbar für diesen Vorschlag,"
sagte darauf Herr von Geldern. „Natürlich nehme ich
Ihre Güte an. Es genirt mich zwar, Ihnen, der Sic
selbst so knapp bei Mitteln sind, auf der Tasche zu liegen,
— mir gegenüber sind Sie jedoch ein Krösus und ich
nehme an, daß ein gütiges Geschick, eine höhere Fügung
mich heute zum Bahnhof geführt hat, damit ich Sie treffe.
Möge unsere Reise der Anfang zur Wendung unseres Ge-
schickes sein!"
Wir brachen auf und eine Stunde später dampften wir
über Brücken und Felder in das grüne Land hinaus. Nach
weiteren drei Stunden hatten wir unser nächstes Ziel
erreicht und verließen die Bahn, und begannen an dieser ent-
lang zu fernwinkenden, blauduftigen, waldigen Höhen zu
wandern. (Schlich s°lg«.,

GabmvertliMmg iii Fmsmlmm.
Wild S. MI->
In Anschluß an unsere Ueberschwemmungsbilder geben Wü-
hler auch eine Illustration, welche die werkthcitige Theilnahme des
deutschen Volkes an dem großen Unglück, das Tausender Wohl-
stand vernichtete, veranschaulicht, die Gabenvcrtheilung in der Turn-
halle zu Friesenheim am Rhein (Pfalz). Das Bild führt uns
so recht jene Bedrängniß vor Augen, die plötzlich Hunderte von
Bedürftigen schuf, deren Noth schnelle Hülfe erforderte, deren
Hunger so schnell wie möglich gestillt werden mußte. Alle Standes-
unterschiede hörten nun auf — das gleiche Unglück machte Alls
gleich. Es gab nur Nothleidende hier und Hulfebringende dort.
Die Menschen rückten sich näher. Man fragte nicht: von wem,
woher, wem man spendete — man nahm in Empfang und gab,
um für den ersten Moment die drückende Noth zu lindern. Es
war eine düstere und eigenartige Szene, die unser Zeichner hier-
an Ort und Stelle ausgenommen. Möge dieses Bild als ein
ernstes Blatt der Erinnerung gelten an Ereignisse, vor deren
Wiederkehr der Himmel uns gnädiast bewahren wolle.
 
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