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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Lübbecke, Fried: Das Haus Albert in Wiesbaden: erbaut von Architekt Prof. Max Läuger
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0026

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INNEN-DEKORATION

PROFESSOR MAX LAUGER — KARLSRUHE

»EINGANGSSEITE DES HAUSES ALBERT«

selbst diezahlreichenmodernenBautenim englisch-
darmstädtischen Cottagestil — zu deren schönsten
das Haus Henkell von Beatus Wieland und das
Haus Weintraut von Hugo Eberhardt zu rechnen
— nicht ganz glücklich am Ort. Sie verlangen
weitgelagerte Parkflächen und Kulissen gewaltiger
Baumgruppen, um sich mit ihrer überragenden
Dachbildung in die Landschaft organisch einzu-
passen, Vorbedingungen, die das stark ansteigende
Berggelände Wiesbadens fast nirgends bietet.
Andererseits verschmelzen diese Cottagebauten
in der Fernsicht zu sehr mit dem Gelände, daß
darunter das Stadtbild im Ganzen leidet, ein
Nachteil, der den anfangs geschilderten klassi-
zistischen Bauten mit ihren flachen Dächern und
ihren quadratischen, sich klar vom Grün abhe-
benden weißen Flächen nicht anhaftet. Es muß
darum Herrn Professor L ä u g e r - Karlsruhe als
eine Tat besonderen künstlerischen Einfühlens in
die Natur Wiesbadens angerechnet werden, als
er sich — von Frau Albert 1911 zum Bau ihres
Hauses berufen — entschloß, in dem Neubau den
guten Traditionen der Stadt zu folgen. Vor dem
Vorwurf, neuenWein in alte Schläuche zu schütten,

bewahrte ihn von vornherein seine hochentwickelte
Künstlerschaft. Durchwandert man Garten und
Haus, so umfängt selbst den flüchtigen Gast sofort
das Gefühl, daheim zu sein, so daheim, wie sich
das Kind nur im Hause bei Großvater und Groß-
mutter fühlt. Alles steht an seinem Platz, als
ob es seit alten Zeiten immer und immer so ge-
standen hätte. Und doch schreibt sich diese
Wirkung keineswegs von irgend welcher ge-
schmackvollen Altertümelei her. Alles an und
in diesem Hause ist durchaus modern, von den
zahlreichen, höchst behaglich ausgeführten Bade-
zimmern bis zu Gemälden von Cezanne, Derain,
Hofer, Deußer, van Gogh, Trübner, den Plastiken
eines Hoetger, Haller und Albiker. Alle Räume
strahlen von Licht und leuchtenden Farben, überall
empfindet man kultivierte Wohlhabenheit, doch
nirgends beleidigt zur Schau gestellter Reichtum.
Der Genius loci des alten Grundstückes, von dem
der vordere Teil des alten Gartens mit seiner
symmetrischen Pflanzung von Koniferen und Plata-
nen erhalten blieb, bewahrte auch der neuen
Schöpfung die Treue. Das Grundstück liegt an
der Rosenstraße, einer stillen Seitenstraße, die
 
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