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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Sombart, Werner: Schönheit
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0424

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402

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architekt paul troost —münchen

beleuchtungskörper eines speisezimmers

SCHÖNHEIT. Man glaube doch nicht etwa, daß die
Verfolgung der Zweckmäßigkeit von selbst zur Schön-
heit führen müsse, daß ein vollendet zweckmäßiger Ge-
brauchsgegenstand, weil er zweckmäßig sei, auch dem
Auge wohlgefällig, das heißt schön wirken müsse. Nichts
ist irrtümlicher, als diese Behauptung. Vielmehr gibt es
ebensoviel Möglichkeiten, einen Gegenstand zweckmäßig
und häßlich, wie zweckmäßig und schön zu gestalten. Und
daß unsre Vorstellungen von Schönheit aus der Wertung
der Zweckmäßigkeit heraus sich bildeten, ist ebenfalls ein
Aberglaube. Wir wissen heute noch so wenig über den

Ursprung des Schönen, über die Gründe des ästhetischen
Wirkens wie je. Aber das läßt sich wohl mit einiger Be-
stimmtheit aussagen, daß unser Schönheitsempfinden am
letzten Ende ein ursprüngliches, auf unmittelbarer An-
schauung beruhendes ist und nicht aus Reflexion geboren
wird. Das aber wäre der Fall, wenn wir einen Gegen-
stand schön finden würden, weil er zweckmäßig ist. Denn
dann wäre die Entstehung unseres Wohlgefallens die: daß
wir zunächst ein Wissen von der Zweckmäßigkeit als
wertvoll empfänden und aus dieser Wertschätzung unser
ästhetisches Urteil ableiteten.......werner sombart.
 
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