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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Utitz, Emil: Das Kunstgewerbe nach dem Kriege
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0041

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INNEN-DEKORATION

19

PROF. MAX LAUGER — KARLSRUHE

»VORRAUM VOR DER GALERIE«

DAS KUNSTGEWERBE NACH DEM KRIEGE

Was ich im folgenden zu sagen habe, erhebt auf
Originalität keinerlei Anspruch. Es sind Erwä-
gungen, die angesichts der heutigen Lage eigentlich jeder
anstellen kann, der über einige Sachkenntnis verfügt, und
manche haben gewiß bereits zum Teil ähnlichen Erörte-
rungen einen ähnlichen Ausdruck verliehen. Aber das
soll und darf uns nicht hindern, bestimmte Leitsätze mit
Nachdruck zu betonen, von denen wir uns für das moderne
Kunstgewerbe geschmacklichen und wirtschaftlichen Ge-
winn versprechen. Wo wir Gedanken äußern, die — weil
»in der Luft liegend« — mit solchen anderer überein-
stimmen, dient uns das zur erfreulichen Einsicht, daß wir
auf dem richtigen Wege uns befinden.

Die Aussichten aller Gegenstände des Kunstgewerbes
nach Friedensschluß sind zweifellos zunächst als überaus
günstig zu beurteilen. Zahllose von denen, die sich
kriegstrauen ließen, warten das Kriegsende ab, um »sich
einzurichten«. Und zahllose andere haben wichtige Neu-
anschaffungen bis zu diesem Zeitpunkt zurückgestellt.
Dazu tritt noch die nicht geringe Schar jener, die im
Krieg viel verdient haben und das Bedürfnis empfinden,
ihrem Leben einen vornehmeren und prächtigeren Rahmen
zu geben. So haben wir jedenfalls mit einer sehr starken
Nachfrage zu rechnen vom schlichtesten Gebrauchs-
gegenstand bis zur teuersten Luxusware. Sehr schwer

abzuschätzen ist nur, ob diese Hochflut anhalten wird.
Wir wollen hoffen, daß nach einer kurzen Ebbe die Hin-
überleitung in einen stetigen, gesunden Aufschwung er-
folgt, der ja nicht gleich mit Riesenschritten einsetzen
muß, aber mit einem tüchtigen Marsch, der vorwärts
führt. Zu warnen ist natürlich vor so kindlichen Ein-
bildungen, die da wähnen, nach dem Kriege werde der
Himmel voller Geigen hängen, und noch mehr vor Speku-
lationen, welche sich auf derartige Fantastereien stützen.
Um so begründeter ist aber die Auffassung, die jeden
kleinmütigen Pessimismus ablehnt und erwartet, daß
kräftiger, tüchtiger Arbeit es auch nicht an dem wün-
schenswerten Erfolg fehlen wird. Von den Anforderungen,
die an unser gutes Kunstgewerbe gestellt werden müssen,
wollen wir hier sprechen. Indem wir die Güte des Kunst-
gewerbes zur Voraussetzung erheben, dürfen wir es uns
ersparen, all die Bedingtheiten namhaft zu machen, die
es von dem Schund auf diesem Gebiete scheiden. Wir
fragen also nur nach den Bedürfnissen des Publikums.
Diese gilt es kennen zu lernen. Sich mit ihnen ausein-
anderzusetzen, ist dann Sache der Künstler, der ver-
schiedenen Industrien und Gewerbe.

Dem großen und im wesentlichen gleich gerichteten
Bedarf der breiten Volksschichten kann am besten durch
eine vernünftige und innerhalb bestimmter Grenzen sich
 
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