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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Kraft, Leonhard: Architekt Emil Meves - Cöln
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0380

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358

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT EMIL MEVES-COLN

HAUS PAUL MARTIN-MÜLHEIM. WESTSEITE

ARCHITEKT EMIL MEVES-CÖLN

Im nordwestlichen Deutschland, mit auf dem ältesten
Kulturboden des Reiches, hat die neuzeitliche Ent-
wickelung Verhältnisse geschaffen, aus denen unverkenn-
bar Großzügigkeit des Handelns und Wollens heraus-
leuchtet. Die mächtig aufstrebenden Gemeinden geben
den Hintergrund, von dem sich
hochstrebender Einzelwille ab-
hebt, und dessen Erfolge müssen
sich auch in vermehrten An-
sprüchen an das Leben ausspre-
chen. Die Kunst konnte von die-
ser gesteigerten Höhe der Le-
benshaltung nicht unbeeinflußt
bleiben. In wenig deutschen Lan-
den aber mögen aus diesen Grün-
den der künstlerischen Betätigung
so reiche Mittel zugeflossen sein,
wie gerade in den Handels- und
Industrieemporien des Nieder-
rheins. Das haben frühere Zeiten
schon gesehen, als noch manches
blühende Gemeinwesen dort sich
mit Stolz zu den Hansestädten zählte. Der Handel aber
wob zahlreiche Bande vom Auslande herein in den Be-
reich der heimischen Kultur und Kunst. So war das
kölnische Kurfürstentum des alten Reiches mehr denn

einmal die Einfallspforte, durch welche sich fremde
Kunstströmungen ins deutsche Land hinein ergossen,
zum letztenmale im großen Maßstabe von Westen und
Nordwesten her im 17. und 18. Jahrhundert. Das war
eine gewiß vielfach anregende und befruchtende Invasion,
deren Auswirkung weit über die
Rheinlande hinausging. Und das
empfängliche Naturell der Bevöl-
kerung gab bis in die Jetztzeit
einen allzeit empfänglichen Boden
für fremdkulturellen und dadurch
bedingten künstlerischen Einfluß
ab, so daß es nicht verwunderlich
ist, wenn, einerseits das Neuauf-
flammen einer sich am franzö-
sischen Rokoko orientierenden
Stimmung, andererseits dieWohn-
kultur von jenseits des Kanals, in
Cöln und den umliegenden Orten
willige Aufnahme fand. Willen-
loses Aufnehmen und gedanken-
loses Nachahmen wird dabei ge-
wiß immer mit unterlaufen. Selbständiges Verarbeiten
fremder Anregung aber ist der deutschen Kunst oft genug
zur Quelle ihrer schönsten Leistungen geworden. Nie
erwuchs ihr dort ein Schaden, wo wirkliche Künstler am
 
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