DOI Artikel:
Prellwitz, K.: Eine Synagoge von Friedrich Adler - Hamburg
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0379
INNEN-DEKORATION
357
haltenen Vorhof in diese Belhalle eintritt. Für den Mangel
an figürlicher Darstellung entschädigt sich Adler durch
eine lebhafte Farbwirkung und eine üppige Ornamentik,
eine persönliche Abwandlung des in Hamburg konsequent
entfalteten neuen Ornamentenstiles. Von diesem ver-
goldeten Ornamentwerk, das durchaus nicht schematisch
alle Flächenstücke fast überzieht, gibt die Schwarz-Weiß-
Abbildung nur eine vage Vorstellung, wenn sie nicht
Härten hineinfälscht, die in dem Raum selbst nicht zum
Bewußtsein kamen. Auch das starkfarbige Mosaik, das
sehr ansprechend die Halbkuppel der Apsis erfüllt, läßt
sich in den bildlichen Wiedergaben nur andeuten. All
dieses Ornamentendetail wirkt teppichartig innerhalb
eines vorwiegend grau gehaltenen Raumes. Der eigent-
liche Akzent der ganzen Anlage, auch im Farbigen, ist
die Apsis mit der Thora-Nische. Gelb leuchtets da, über-
strahlt von der Vergoldung der Ornamentik, durchglitzert
von dem Bunt der Mosaiksteine, aus der heraus sich der
blauseideneVorhang der Nische mit seinerreichen Stickerei
hebt. Sehr geschickt auch im Sinne des Kultus, wie diese
heiligste Stelle sich festlich abhebt gegen das Steingrau,
in dem der eigentliche Betraum gehalten ist.........
Groß auch die Liebe, mit der die Materialien be-
handelt sind. Von der Stuckornamentik war schon die
Rede. Man beachte die Holzschnitzerei an einem Stück
wie dem Predigerpult (Abb. S. 352, Beilage). Denkt man
sich die Massen in Beton aufgeführt, so ist auch hier die
ornamentale Bereicherung der Pfeiler vor allem durch
eine dem Material gemäße, eine durch Einstampfen der
Masse in eine schablonierte Verschalung erzielte Technik
erreicht. Die Reize der Keramik sind dann für einen
Vorhof (Abbildung S. 350) ebenso tüchtig genutzt.
Aus Begeisterung für die Aufgabe, aus Begeisterung
über die ungewöhnliche und für Adler ungewöhnlich große
Aufgabe ist dieses Werk entstanden. Man spürt diese
frischen Antriebe den ganzen Bau hindurch; ein strebender
Wille war hier aufs eifrigste bemüht.....k prellwitz.
*
Wenn es ein Ding gibt, das über die Nationalitäten
hinausragt und als allgemeines Menschheitsziel die
Völker verbinden kann in ihren schönsten Daseins-
regungen, sie, wenn sie sich auch noch so fremd sind,
einander als im Grunde doch gleichen Wesens zeigt, so
ist es die Kunst.................. hans thoma.
ENTWURF: ARCHITEKT FRIEDRICH ADLER-HAMBURG. ECKAUSBILDUNO EINES HERRENZIMMERS
357
haltenen Vorhof in diese Belhalle eintritt. Für den Mangel
an figürlicher Darstellung entschädigt sich Adler durch
eine lebhafte Farbwirkung und eine üppige Ornamentik,
eine persönliche Abwandlung des in Hamburg konsequent
entfalteten neuen Ornamentenstiles. Von diesem ver-
goldeten Ornamentwerk, das durchaus nicht schematisch
alle Flächenstücke fast überzieht, gibt die Schwarz-Weiß-
Abbildung nur eine vage Vorstellung, wenn sie nicht
Härten hineinfälscht, die in dem Raum selbst nicht zum
Bewußtsein kamen. Auch das starkfarbige Mosaik, das
sehr ansprechend die Halbkuppel der Apsis erfüllt, läßt
sich in den bildlichen Wiedergaben nur andeuten. All
dieses Ornamentendetail wirkt teppichartig innerhalb
eines vorwiegend grau gehaltenen Raumes. Der eigent-
liche Akzent der ganzen Anlage, auch im Farbigen, ist
die Apsis mit der Thora-Nische. Gelb leuchtets da, über-
strahlt von der Vergoldung der Ornamentik, durchglitzert
von dem Bunt der Mosaiksteine, aus der heraus sich der
blauseideneVorhang der Nische mit seinerreichen Stickerei
hebt. Sehr geschickt auch im Sinne des Kultus, wie diese
heiligste Stelle sich festlich abhebt gegen das Steingrau,
in dem der eigentliche Betraum gehalten ist.........
Groß auch die Liebe, mit der die Materialien be-
handelt sind. Von der Stuckornamentik war schon die
Rede. Man beachte die Holzschnitzerei an einem Stück
wie dem Predigerpult (Abb. S. 352, Beilage). Denkt man
sich die Massen in Beton aufgeführt, so ist auch hier die
ornamentale Bereicherung der Pfeiler vor allem durch
eine dem Material gemäße, eine durch Einstampfen der
Masse in eine schablonierte Verschalung erzielte Technik
erreicht. Die Reize der Keramik sind dann für einen
Vorhof (Abbildung S. 350) ebenso tüchtig genutzt.
Aus Begeisterung für die Aufgabe, aus Begeisterung
über die ungewöhnliche und für Adler ungewöhnlich große
Aufgabe ist dieses Werk entstanden. Man spürt diese
frischen Antriebe den ganzen Bau hindurch; ein strebender
Wille war hier aufs eifrigste bemüht.....k prellwitz.
*
Wenn es ein Ding gibt, das über die Nationalitäten
hinausragt und als allgemeines Menschheitsziel die
Völker verbinden kann in ihren schönsten Daseins-
regungen, sie, wenn sie sich auch noch so fremd sind,
einander als im Grunde doch gleichen Wesens zeigt, so
ist es die Kunst.................. hans thoma.
ENTWURF: ARCHITEKT FRIEDRICH ADLER-HAMBURG. ECKAUSBILDUNO EINES HERRENZIMMERS