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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Schwindt, Adolf Metus: Von wichtigen Kleinigkeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0188

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168

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT ALBRECHT DOER1NG — COLN

»WEISSLACKIERTER KÜCHENSCHRANK«

VON WICHTIGEN KLEINIGKEITEN

Wenn das Haus gebaut ist, die Möbel gestellt sind,
kommen jene letzten Kleinigkeiten der Einrichtungs-
kunst, jene oft unmeßbaren, unnennbaren letzten Dinge,
von denen trotzdem in erster Linie das ganze Behagen,
die Wohnlichkeit und Schönheit unserer Räume abhängt.
Wir setzen heute voraus, daß das Haus von einem tüch-
tigen Architekten gebaut wurde, der Bedacht nahm auf
zweckmäßige Lage der einzelnen Zimmer zueinander, der
ein gutes Verhältnis der Höhe zur Breite festlegte und
der endlich auch selbst für gute Möbel sorgte, oder einen
verständigen Raumkünstler fand, der mit seinen Möbeln sich
den gegebenen Größenverhältnissen aufs beste anpaßte.
Wir wollen weiter noch annehmen, daß gute Tapeten jene
Harmonie noch unterstützen, daß keine aufdringlich ge-
musterte Wand die ruhige Sachlichkeit der vor ihr stehen-
den Möbel beeinträchtigt, kurz, daß alles getan ist, um
eine harmonisch schöne Wirkung zu erzielen.

Nun alle Grundbedingungen gegeben sind, sollte es
ein Leichtes erscheinen, der Einrichtung die letzte Weihe
zu geben und der Wohnung den Stempel unseres eigenen
Wollens aufzudrücken. Wenn wir uns aber umschauen
in den vielen Wohnungen unserer Bekannten, die teils
steif und langweilig, nüchtern und kalt, teils überfüllt mit
tausend Sächelchen, sinnverwirrend und unruhig sind,
dann möchten wir fast verzagen und begehren hilfesuchend
Rat und einen festen Punkt in der Erscheinungen Flucht.

Zum Glück kennen wir alle wohl irgend ein Heim,
das einem ohne weiteres mit stillem Behagen umgibt, das
beim ersten Betreten das Gefühl erweckt, man sei zu-
hause, und alles sei am rechten Ort, bequem zum Greifen

und zum Ansehen, behaglich zum Sitzen, zum Lesen und
zum Plaudern. — Mit diesen Worten ist schon ein Teil
der Ursachen aufgedeckt, die jene Stimmung erwecken.
Alles steht nicht nach einer strengen Ordnung, nicht der
Maßstab hatte die Herrschaft, sondern jene entzückend-
natürliche Menschlichkeit, die alle Dinge in Beziehung
zueinander setzt, und mit ihnen lebt. Und dies wollen
wir vor allem festhalten: Nichts im Hause zu dulden, zu
dem wir nicht irgend eine persönliche Beziehung
haben, das uns nicht nützlich, oder anregend, oder schön
erscheint. Erst durch den Gebrauch bekommen die Dinge
jenen Duft persönlichen Wertes, werden sie einbezogen
in jenes unsichtbare freundschaftliche Band, das den
Menschen mit seiner Umgebung verknüpft.

Und die Bilder — denen sieht man es von weitem
an, ob irgend eine bezahlte Kraft sie hingehängt, oder ob
liebende Sorgfalt sie ausgewählt und ihnen ihren Platz
angewiesen hat. In Vorräumen, zu dekorativen Zwecken,
mag man sie in Reihen ziemlich hoch anordnen, dort mag
der wartende Besucher seiner Ungeduld nachgeben und
beim Hin- und Herwandeln sich bald dies, bald jenes
beschauen. In unseren eigentlichen Wohnräumen jedoch
wollen wir diese Unruhe vermeiden; dort soll alles eine
behagliche Ruhe atmen, und uns mit wohltuender Stille
umgeben. Wir werden deshalb darauf bedacht sein, die
Bilder nicht zu hoch zu hängen, damit nicht der Besucher,
im vergeblichen Bemühen von seinem Platz aus Einzel-
heiten zu erkennen, seinen Hals verdrehen muß, und
schließlich, zu höflich, um aufzustehen, in eine innere
Unruhe und ein Unbehagen gebracht wird, das jedes
 
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