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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Lux, Joseph August: Ein Dokument deutscher Gestaltungskraft
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0407

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INNEN-DEKORATION

385

ROBERT ENGELS—MÜNCHEN TEIL DES GLASGEMALDES »ANBETUNG«

EIN DOKUMENT DEUTSCHER GESTALTUNGSKRAFT

VON JOSEPH AUG. LUX

Ein Bilderbuch lebender deutscher Kunst möchte ich
die Zeitschrift »Deutsche Kunst und Dekoration«
nennen. Ein Bilderbuch, das der künstlerischen Erbauung
unseres Volkes dient. Ein Dokument deutscher Gestal-
tungskraft. Blicke ich hinein, dann schaue ich die Träume
unserer Künstler, die zugleich Verwirklichung sind. Und
fühle mich als Gast eines idealen Hauses, das von allen
guten Geistern erbaut wurde. Die Umrisse schöner
Wohnstätten tauchen vor meinem Schauen auf, ich wandle
durch köstliche Gärten, Marmorbilder sehen mich an,
edle Plastik, heiter gestimmte Hallen empfangen mich,
schön gedachte Gemächer, in denen alles wohl gestellt
ist, der gediegene Hausrat, die Kleinkunst, das sinnvolle
Um und Auf in Holz, Glas, Silber, Porzellan, Geweben,
Linien und Farben; ich verweile in betrachtender Muse
vor Meisterbildern und lese Namen, die mit Verehrung
oder mindestens Anerkennung genannt zu werden und
unvergessen zu bleiben verdienen. Namen von Künstlern,
die werktätig sind, das Schöne auf unserer Heimaterde
sichtbar zu machen und die Seele künstlerisch zu weiten
und zu befreien. So entsteht ein inneres Deutschland,
wie ich es liebe. Ein Deutschland der geistigen und
künstlerischen Eroberung, das hier seine schönsten Siege
feiert. Nehmen wir Heft um Heft zur Hand, so finden
wir dieselbe umfassende Fülle in immer neuen, über-
raschenden Wandlungen. Schon seit zwanzig Jahren.
Von der Geburtsstunde der neuen deutschen Kunst an
bis über den gegenwärtigen Tag ist diese Kunstzeitschrift
ein getreuer Spiegel deutschen Kunstschaffens und deut-
scher Geschmackskultur geblieben; sie hat nichts außer
Acht gelassen, außer was keiner näheren Prüfung stand-
hielt. Unermüdlich führt der Herausgeber Hofrat Alexan-
der Koch die Reihen schöpferisch Lebendigen vorüber.
Erstaunlich dieser Reichtum, auch in den schweren
Kriegsjahren, wie das vorliegende Oktober-Einführungs-
heft*) des neuen Jahrganges wieder schlagend beweist.
Der Quell deutscher Kunst springt stark und unver-
mindert wie je. Ich rechne es dem Herausgeber zum
großen Verdienst an, daß er ungeachtet der Schwierig-
keiten dieser Zeit diese Quellen sorgfältig sammelt und

in das Strombett seiner fortlaufenden Erscheinungen über-
sichtlich vereinigt. Das ist wahrlich nicht gering anzu-
schlagen. Denn es ist nicht zu übersehen, daß wir nach
dem Krieg auch manche seelischen Schäden unseres
Volkes zu heilen haben werden, und daß es kein besseres
Heilmittel gegen die Unbilden dieser Zeit gibt, als die
Kunst und die Pflege des Schönen. Wie aber soll die
Heilkraft dann gefunden werden, wenn sie nicht schon
vorher, also während des Krieges, eifrig gepflegt und
vermehrt wird, als das kostbarste Pfund, mit dem wir
den edelsten Wucher treiben können? ! Somit tritt die
Bedeutung dieser Kunstzeitschrift in eine neue Beleuch-
tung: Sie gibt dem Künstler was des Künstlers und dem
Volke was des Volkes ist. Sie will den fruchtbaren
Samen der Kunst und Schönheit ausstreuen, in alle Kreise
hinein. Deutschland will aus der großen Prüfung inner-
lich stärker hervorgehen und schöner, als es gewesen
ist. Die künftige Gestaltung, die möglich ist, die Ver-
schönerung des Heims und somit des Landes, daran
wieder alle Kräfte arbeiten werden, kann man in dem
Spiegelbild der Zeitschrift erkennen. Darum ist sie
ein Zukunftsbild der Schönheit, die möglich ist.
Und zugleich eine Erbauung der Seelen, die sich
darnach sehnen. Also die rechte Kost für jene im Feld
und jene daheim. Darum wünsche ich den Heften die
weiteste Verbreitung. Ich wünsche ihre Segnungen jedem
Herde. Wo ich sie finde — auch am bescheidensten
Tisch — ist ein künstlerischer Keim gelegt. Und geistig
wenigstens ein Altar der Schönheit errichtet, die ist und
noch mehr sein wird!

*) Aus dem Inhalt des Oktoberheftes der „Deutschen
Kunst und Dekoration", herausgegeben von Hofrat
Alexander Koch—Darmstadt: 24 Gemälde vonLovis C orint h,
Krieger-Denkmäler von E. Fahrenkamp—Düsseldorf, Archi-
tektur und Innenräume von Professor Dr. Oskar Strnad—
Wien, Plastik von Paul Scheurich und Professor Jos. Wackerle,
Böhmische Ziergläser, Buch-Einbände, Kristall-Kronen, Vitri-
nenpuppen, Exlibris, Stickereien, Monogramme usw. Insge-
samt 115 Bilder, dabei 12 schwarze und farbige Kunstbeilagen.
Preis des Heftes Mk. 3.—, im Jahresbezuge monatlich Mk. 2.30.
Erhältlich durch alle Buchhandlungen oder direkt von der
Verlagsanstalt Alexander Koch—Darmstadt...........

1917. XI. 3.
 
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