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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Schwindt, Adolf Metus: Arbeiten des Architekten Rudolf Jacobs - Bremen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0109

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XXVlll. JAHRGANG.

DARMSTADT.

MÄRZ 1917.

ARBEITEN DES ARCHITEKTEN RUDOLF JACOBS-BREMEN

VON A. M. SCHWINDT-DARMSTADT

Lassen sich die Stadtverwaltungen meist damit ge-
j nügen, unpersönliche Zweckbauten zu errich-
ten, ohne allzu große Rücksicht auf das künstlerische
Stadtbild zu nehmen, so ist um so höher anzu-
erkennen, daß Bremen mit seinem Ratskaffee, das
nunmehr etwa 5 Jahre fertiggestellt ist, einen ganz
anderen Weg einschlug. Es bestand die Gefahr,
daß der Baublock am Kaiser Wilhelmsplatz, dem
alten Rathaus benachbart, in Privathände über-
gehen und ohne Rücksicht auf das alte Stadtbild
neu bebaut werden konnte. Um dem vorzubeugen,
entschloß sich die Stadtverwaltung, dankens-
werter Weise, eine Häuserreihe anzukaufen,
und nun städtischerseits so bebauen zu lassen,
daß die Fassade dem benachbarten Rathaus

)TUrtl!gDSich ZUr Seite stellen konnte> ohne es
durch Protzigkeit oder Massenwirkung zu er-
drücken. Zunächst stand nur dieses Programm
rest, ohne daß man sich im einzelnen darüber
klar gewesen wäre, welchem Zweck diese Bau-
lichkeiten dienen sollten.

Es wurde klar erkannt, daß eine befriedigende
Lösung nur gefunden werden konnte, wenn man
das lange Grundstück in eine Häusergruppe auf-
löste, um die Einzelhäuser dann im Rhythr

lmus

und Maßstab des Details so zierlich wie möglich
halten zu können, damit auf diese Weise der
Charakter eines alt-bremischen Straßenbildes er-
reicht werde und das Rathaus nicht durch die
Wucht eines durchgehenden Ornamentalbaues
erdrückt würde. In dem ausgeschriebenen Wett-
bewerb erhielt der Architekt R. Jacobs-Bremen
einen Preis und die Bauausführung. Bis dahin
war es die stillschweigend als selbstverständlich
angenommene Meinung der Beteiligten, daß der
Bau sich den bremischen Stilformen so einfügen
müßte, daß er selbst wie ein Stück Alt-Bremen
erscheine. Man dachte also zunächst an eine
»historisch-getreue« Nachbildung alter Vorbilder
und lief damit natürlich Gefahr, eine äußerlich
korrekte, inhaltlich leere Form zu erhalten. Um
dem zu entgehen und dem Architekten wie den
Steinmetzen angequälte »Stilkunst« zu ersparen,
machte Herr Dr. Schäfer den beachtenswerten
Vorschlag, die in Masse vorhandenen alten Bau-
teile abgebrochener Fassaden, die in den Höfen
der Baudirektion und der beiden Museen lagerten,
zu verwenden. Jacobs war selbstlos genug, sich
der neuen Aufgabe anzupassen, die ihm so viel
eigene Arbeit verbot und so viel Rücksichtnahme

1917. III. 1.
 
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