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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Schwindt, Adolf, Metus: Das Haus Moog in Wiesbaden
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0193

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XXVlll. JAHRGANG.

DARMSTADT.

MAI 1917.

DAS HAUS MOOG IN WIESBADEN

VON A. M. SCHWINDT-DARMSTADT

Wiesbaden, die Stadt der Fremden, eingerichtet
zur Herberge der Vielen die da kommen
Heilung zu suchen, oder in dem Strudel pulsen-
den drängenden Treibens der Zerstreuung zu leben,
und jenes Wiesbaden der stillen Straßen, ruhig
vornehmer Villen, die sich hochmütig kühl zurück-
ziehen aus dem Lärm des Tages und in ihren um-
buschten Gärten träumen von fernen, stolzen Tagen
— so kennt man die Stadt. Erst in den letzten
Jahren ist ein Drittes im Werden. Behäbige, sicher
vornehme Bürgerlichkeit stellt sich an den Berg-
hängen ihre Häuser auf; breite Alleen an den
spiegelglatt gewalzten Straßen spenden dem ele-
ganten Auto und friedlichen Spaziergängern wohl-
tuenden Schatten und auf den freien Höhen mit
ihren luftigen Terrassen und breiten Baikonen
herrscht selbst an den heißesten Sommertagen,
wenn die untere Stadt ein glühender Brutofen
ist, eine erfrischende Kühle.

Auf solch einer Höhe mit wundervoller Aus-
sicht über die Stadt bis zu den ragenden Türmen
der Mainzer Kirchen steht das Haus Moog, das
in verständnisvoller Zusammenarbeit von Architekt
und Bauherr erstellt wurde. — Der Bauherr, ein
Kenner und Sammler alter Schätze an Möbeln,

Porzellanen, Zinn und allerlei Gerät, fand in dem
Architekten W. A. Schmidt-Magdeburg einen
Gestalter, der es bestens verstand, die schon
vorhandenen Gegenstände seinem Gesamtplan ein-
zufügen und daraus eine harmonische Einheit zu
bilden. — Das Gelände, ein von drei Straßen be-
grenzter, ziemlich steil abfallender Berghang, bot
nicht unerhebliche Schwierigkeiten, doch wurden
diese glücklich überwunden durch Vorlagerung
einer Terrasse an der Gartenseite, ein hell und ge-
räumig ausgebautes Untergeschoß, das rückwärts
in den Berg einschneidet und eine prachtvoll ge-
räumige Halle für alle möglichen festlichen Gele-
genheiten enthält, sowie durch die seitliche Ver-
legung des Haupteinganges ins Erdgeschoß und
eine an das Speisezimmer sich anschließende
weitere Terrasse mit Laube auf der Gegenseite
des Einganges. Es wurde dadurch dem Unterbau
des Hauses von allen Seiten eine starke Horizon-
tale vorgelagert, aus der sich der Haus-Block
folgerecht in die Höhe entwickelt. Das unver-
meidliche schiefe Einschneiden ins Gelände wird
dadurch bestens verdeckt oder gemildert.

An Außenbaustoffen wurde bis zur Fensterhöhe
des Obergeschosses ein warmer braunblauer hollän-

1917. V. 1.
 
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