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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Prellwitz, K.: Künstler und Auftraggeber
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0198

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178

INNEN-DEKORATION

HAUS MOOG-WIESBADEN

»DIELE« BLICK INS WOHNZIMMER

lers, an den der Fürst geraten ist. Immerhin ist es klar,
daß es sich um eine Auftraggeberschicht handelt, die von
altersher kultiviert war, die von je ein traditionelles Gefühl
für künstlerische Werte hatte, die im allgemeinen auch
Verständnis hatte für den Trieb eines Künstlers, sich
seiner Eigenart gemäß auszuwirken. Es ist bekannt und
ist ja auch selbstverständlich, daß es unter Fürsten und
Adeligen genug Auftraggeber gegeben hat, denen dieses
Verständnis völlig abgegangen ist, die in dem von ihnen
besoldeten Künstler auch nur einen Domestiken, der ihren
Befehlen nachzukommen hätte, zu sehen vermochten.
Manchmal mag, was sie bei ihren Serenissimusschritten
leitete, auch nur die Unmöglichkeit gewesen sein, eine
künstlerische Eigenart zu erfassen. Ein furioser Geist wie
Goya hat für die unliebsamen Aufträge, die man ihm zu-
mutete, geniale Rache genommen, indem er die Königin
von Spanien und ihre Hofdamen der Nachwelt überlieferte
mit Zügen, die, sagen wir einmal, über die wenig schmei-
chelhaften Menschlichkeiten dieser Damen keinen Zweifel
lassen. Der Künstler wurde vielleicht als ein außergewöhn-
licher Domestike, aber doch immer ein wenig als Domestike
angesehen. — Mag der Einzelfall nun so oder so gelegen
haben, der Fürst war dem Künstler Auftraggeber großen
Stiles. Er war nicht nur derjenige, der durch den Ankauf
gewissermaßen das Kunstschaffen kapitalisierte, oft war
er es auch, der dem Künstler erst die Idee gab, der ihn ent-

flammte für eine Aufgabe, die er sich sonst wohl niemals
zugetraut hätte. Ernstlich hat man sich oft zu fragen, wie
viel weniger wäre aus diesem oder jenem geworden, ohne,
wie Burckhard es ausdrückt, »die großen geistigen
Möglichkeiten, die in dem Bereich der Anregungen fallen«.
In der Renaissance war vielleicht keiner der Architekten
so voll phantastisch großer Planungen wie gar mancher
der Bauherren. Und wer weiß, ob in dem Frankreich
der großen Ludwige das Geschaffene nicht weit hinter
den Träumen dieser Könige, ihrer Frauen und ihrer
Maitressen zurückgeblieben ist. Wir, die wir so ganz
andere Produktionsverhältnisse haben, die wir das Übliche
darin sehen, daß der Künstler der Initiator ist, der
gelegentlich einmal einen findet, der ihm die Möglichkeit
gibt, eine seiner Ideen auszuführen und der gewohnt ist,
jede Idee, die vom Auftraggeber kommt, mit Unbehagen
und Mißtrauen anzusehen, müssen uns ganz besonders
vergegenwärtigen, wie viele von den Werken, die wir
bewundern, zurückzuführen sind auf solche Anregungen,
die den Künstler produktiv machten. Das bekannteste
Beispiel ist Fragonards »Schaukel«, zu dem die Idee, die
von der galanten Zeit dutzendfach variierte Idee, von
dem entzückten Liebhaber der schönen Schauklerin
stammte. Malereien, wie sie Boucher in dem Schlafzimmer
der Pompadour ausführte, die Ludwig XV. und seine
Maitresse in den allerintimsten Situationen dargestellt
 
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