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INNEN-DEKORATION
arch. otto zollinger—zürich
aus dem büro heim & sohne
den Verschränkungen der Leisten nicht verleugnen kann.
Gerade in der nicht eigentlich malerischen, nicht eigent-
lich plastischen Flächenbehandlung lebt sich, unter Ver-
nachlässigung von Sockel und Gesims, der Wille zum
Barocken aus: in der Führung der Rahmen, dem Ein-
und Ausspringen der Leisten, dem Umbrechen der Pro-
file und erst recht in dem Verknorpeln der Stützen und
Lisenen. Zwischen diese spannen sich glatte Holz-
flächen, auf denen hoher Glanz ruht und bisweilen ein
perlendes Ornament niedergleitet. Im Ganzen aber kein
Vertikalismus, sondern ein breites Kraftbewußtsein, das
der Lagerungstendenz höchstens andeutungsweise ein
Muskelspiel entgegenstemmt, ohne im Ubermaß Kraft
auszugeben. Der hochgestellte Bogen im Kranzgesims
des zweitürigen Bücherschranks oder auch die geschnitz-
ten Sessel desselben Raumes sind bezeichnend dafür.
In alledem bekundet sich ein echter süddeutscher
Charakter. Auf welchen Akkord aber die Persönlichkeit
des Künstlers abgestimmt ist, das liest man wohl am
offensichtlichsten an den Ornamenten ab, in denen Tiere
und Ranken ins Rund komponiert sind. Wie hierbei der
Schwerpunkt gelagert ist, wie aufwärts und abwärts ge-
richtete Bewegungen sich das Gleichgewicht halten und
Spannungen in sich zurückkehren, alles dies charakteri-
siert das Verhaltene der Energie, die Ausgeglichenheit
der Kräfte. — Im Zusammenprall der erschütterten Kul-
turen erlangt die Schweiz, obwohl die Probleme sozialer
Umschichtung diesem neutralen Lande selbst nicht er-
spart geblieben sind, eine erhöhte Bedeutung. Und
einem Künstler von der Art Otto Zollingers erwachsen
daraus Aufgaben, zu deren Lösung er nunmehr gereift
erscheint............................m-w
Man redet oft von einer Sprache der Kunst, aber diese
Sprache ist eine ganz andere als die gewöhnliche.
Wir wollen in ihrem Gebiete nichts anderes fühlen als
Formen, im übrigen soll unsere Seele ganz und gar
stille sein..........................vischer.
INNEN-DEKORATION
arch. otto zollinger—zürich
aus dem büro heim & sohne
den Verschränkungen der Leisten nicht verleugnen kann.
Gerade in der nicht eigentlich malerischen, nicht eigent-
lich plastischen Flächenbehandlung lebt sich, unter Ver-
nachlässigung von Sockel und Gesims, der Wille zum
Barocken aus: in der Führung der Rahmen, dem Ein-
und Ausspringen der Leisten, dem Umbrechen der Pro-
file und erst recht in dem Verknorpeln der Stützen und
Lisenen. Zwischen diese spannen sich glatte Holz-
flächen, auf denen hoher Glanz ruht und bisweilen ein
perlendes Ornament niedergleitet. Im Ganzen aber kein
Vertikalismus, sondern ein breites Kraftbewußtsein, das
der Lagerungstendenz höchstens andeutungsweise ein
Muskelspiel entgegenstemmt, ohne im Ubermaß Kraft
auszugeben. Der hochgestellte Bogen im Kranzgesims
des zweitürigen Bücherschranks oder auch die geschnitz-
ten Sessel desselben Raumes sind bezeichnend dafür.
In alledem bekundet sich ein echter süddeutscher
Charakter. Auf welchen Akkord aber die Persönlichkeit
des Künstlers abgestimmt ist, das liest man wohl am
offensichtlichsten an den Ornamenten ab, in denen Tiere
und Ranken ins Rund komponiert sind. Wie hierbei der
Schwerpunkt gelagert ist, wie aufwärts und abwärts ge-
richtete Bewegungen sich das Gleichgewicht halten und
Spannungen in sich zurückkehren, alles dies charakteri-
siert das Verhaltene der Energie, die Ausgeglichenheit
der Kräfte. — Im Zusammenprall der erschütterten Kul-
turen erlangt die Schweiz, obwohl die Probleme sozialer
Umschichtung diesem neutralen Lande selbst nicht er-
spart geblieben sind, eine erhöhte Bedeutung. Und
einem Künstler von der Art Otto Zollingers erwachsen
daraus Aufgaben, zu deren Lösung er nunmehr gereift
erscheint............................m-w
Man redet oft von einer Sprache der Kunst, aber diese
Sprache ist eine ganz andere als die gewöhnliche.
Wir wollen in ihrem Gebiete nichts anderes fühlen als
Formen, im übrigen soll unsere Seele ganz und gar
stille sein..........................vischer.