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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Renatus, Kuno: Vom alten Bilder-Rahmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0253

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INNEN-DEKORATION

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REICHGESCHNITZTER VERGOLDETER RAHMEN AUS DEM 17.-18. JAHRH. IM BAYR. NATIONAL-MUSEUM—MÜNCHEN

eine Fortsetzung des Bildes aufgefaßt und das malerische
Ereignis des Bildes zwar nicht seinem stofflichen Inhalt,
aber seinem malerischen Ton nach auf den Rahmen hin-
übergespielt wurde, damit er dort »ausklingen« sollte.
Wie jene Zeit eines sensitiven Impressionismus darin
irrte, daß sie die Form aus einem Versenken in die Stim-
mung zu gewinnen glaubte, so sollte auch der Rahmen
seine Funktion darin finden, daß er mit dem Bilde eine
stimmungsmäßige Einheit ergäbe.

Diese Irrtümer, an die wir uns heute nur noch mit
Grauen erinnern, sind bald abgestoßen worden. Auf
jeden Fall brachte jene Zeit der Erneuerung doch einen

Gewinn. Man hatte wenigstens für das Verlogene
falscher Stuckrahmen ein Gefühl bekommen. Da zog
man schon lieber, wenn es sein mußte, die einfache Leiste
vor, mit dem Naturton des gebeizten Holzes, oder auch
lackiert, aber jedenfalls nicht mit den ausdruckslosen
Profilierungen, in denen Konkav- und Konvexwirkung
auf engem Raum sich so schlagen, daß keine zur Geltung
kommt, sondern dann schon lieber glatt. Es kam z. B.
der weißlackierte Rahmen auf, in denen manche impres-
sionistischen Maler den Universalrahmen für Ausstellungs-
und sonstige Zwecke sahen, weil er das Bild von jeder
Umgebung distanziert und die Farben, auf die es ihnen

1917. VI. 3.
 
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