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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Prellwitz, K.: Der Luisenhof in Bärwalde: ein Haushaltungs-Seminar von Edmund May
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0256

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236

INNEN-DEKORATION

PROFESSOR EDMUND MAV —KÖNIGSBERG

HAUSH/VLTUNGS-SEMINAR »DER LUISENHOF«

DER LUISENHOF IN BÄRWALDE

EIN HAUSHALTUNGS-SEMINAR VON EDMUND MAY

In dem märkischen Städtchen Bärwalde ist ein Haus-
haltungs-Seminar: »Der Luisenhof« errichtet
worden. Erbauer war der Architekt Edmund May.
May ist im vorigen Jahr nach Königsberg an die Spitze
der Kunstgewerbeschule, eigentlich kann man sagen: zur
Einrichtung einer Kunstgewerbeschule in der gegenwärtig
und zukünftig mit außerordentlichen Bauaufgaben be-
lasteten Ostprovinz berufen worden. Denn in Wirklich-
keit ist in Königsberg erst eine Kunstgewerbeschule zu
scharfen; die Institution, die bislang diesen Namen führte,
kann im Ernst nicht als Kunstgewerbeschule, auch nicht
im alten Sinne des Wortes genommen werden. Und da
im ganzen Osten — aus Gründen, die in der Gesamt-
entwicklung des Landes liegen — nirgends für ein etwa
wieder erstehendes Kunsthandwerk eine Unterrichtsstätte
vorhanden ist, so dürfte es aus mancherlei Gesichtspunk-
ten heraus nicht ohne Belang sein, wie die Dinge aus-
sehen, die der Mann, dem solche Aufgabe überantwortet
ist, schafft. — Das Haushaltungs-Seminar in Bärwalde
ist eine der neueren Arbeiten Mays, der ähnliche Auf-
gaben, ein großer Krankenhausbau zum Beispiel, vorauf-
gingen. Zweck der Anstalt ist, jüngere Mädchen in allen
Zweigen der Haushaltung und Kleinviehzucht auszubilden.
Räumlichkeiten mit recht verschiedenem Bestimmungs-
zweck waren architektonisch zu vereinigen. Die Mädchen,
etwa 60 an der Zahl, waren unterzubringen. Da die
Seminaristinnen einzeln oder höchstens zu zweit zusam-
men wohnen, war eine große Anzahl kleinerer, gleich-
artiger Räume zu schaffen. Anzugliedern war eine eben-
falls über das Gewöhnliche hinausgehende Zahl gemein-
schaftlicher Räume: Speise-, Wohn- und Unterhaltungs-

gelegenheiten, ferner Lehrsäle, die in der Hauptsache im
ersten Stock, im Zentrum der Anlage angeordnet wurden.
Besondere Berücksichtigung im Ausmaß und Umfang
erforderten die Küchenräume, die hier ja vorwiegend
Lehrzwecken zu dienen haben. Für die Verwaltung, für
die Unterbringung der Leiterin und Lehrerinnen ergaben
sich weitere Raumforderungen. Aus all diesen An-
sprüchen und Bedingungen entstand ein Hauskern, um
den eine Reihe kleinerer Nebengebäude zu gruppieren
waren, wie Stallgebäude, die den besonderen Erforder-
nissen des hier beabsichtigten Unterrichts dienen sollten.

Von selbst ergab sich damit eine umfangreiehe Bau-
masse, damit aber zugleich die Schwierigkeit, diese Masse
taktvoll einzuordnen in eine Umgebung, die noch vor-
wiegend ländlichen Charakter weist. Ein ganz besonderer
Takt und nicht geringes Geschick waren vonnöten, um
da nicht unangenehm aus dem Gesamtrahmen zu fallen
und eine der genügend verschrienen Schulkasernen in
die Landschaft zu patzen. Schon die Abbildung zeigt,
daß dieser Gefahr klug begegnet ist, daß May gerade
für diesen Teil der Aufgabe beträchtliches Geschick auf-
zubringen vermochte. Die Größe der Anstalt, ihre Be-
deutung als öffentliche Institution kommt durchaus zur
Geltung und doch ist das Ganze so gehalten, daß es nicht
zu schroff aus dem Land herausschießt. Statt einer durch-
gehenden Masse ist eine Gliederung vorgenommen in der
Art, daß aus dem Haupttrakt zwei Seitenflügel vorstoßen.
Die Höhe ist gemildert durch ein gebrochenes und weit
heruntergezogenes Dach, in dem das Hauptgeschoß teil-
weise schon drin liegt. Die Mitte mit dem Eingangs-
portal, an dem ein leichter Nachklang von Schinkel zu
 
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