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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Prellwitz, K.: Der Luisenhof in Bärwalde: ein Haushaltungs-Seminar von Edmund May
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0258

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238

INNEN-DEKORATION

PROFESSOR EDMUND MAY-KÖNIGSBERG

SCHLAFZIMMER IM LUISENHOF

spüren ist, weckt mit dem Ehrenhof, der durch die Seiten-
flügel hier gebildet wird, Erinnerungen an märkische Guts-
höfe, die in gleicher Weise von dem den rückwärtigen
Abschluß bildenden Herrschaftsgebäude beherrscht wer-
den. Dieser Strenge entgegen wirkt die leichter gehaltene
Silhouettierung der Seitentrakte, ohne daß von einer
Uneinheitlichkeit gesprochen werden könnte. Die Farbe
trägt ihr Teil bei, um den Bau seiner Umgebung anzu-
gleichen. Mattgelber Putz, blaßgrüne Fensterläden, weiße
Fenster, dunkelrote Biberschwänze, das etwa ergibt die
Gesamtstimmung. Ein paar lebhaftere Flecken gibt es
noch an der Säulenhalle, wo buntglasierte Majoliken, die
von Bruno May, Stuttgart modelliert wurden, dem
Rhythmus der Bogen folgen. Dieser Säulenvorbau ist
nicht dekorativen Absichten allein entsprungen, er ist
nutzbar als gedeckte Veranda, im ersten Stock zugleich
einen sehr geräumigen Balkon bietend.

Die Verteilung der Räume im Inneren geschah nach
dem Prinzip, daß die wichtigsten für die allgemeine Be-
nutzung vorgesehenen Räume in den ersten Stock zu
liegen kamen, während die eigentlichen Wohnräume der
Seminaristinnen in die Seitenflügel und die übrigen Etagen
verteilt wurden, wobei auf die gesunde Lage nach der

Himmelsrichtung hin besonderer Wert gelegt wurde. Die
Ausstattung, die für das ganze Haus nach Entwürfen
des Erbauers hergestellt wurde, ist betont einfach, ohne
irgendwie unfreundlich zu wirken. Auf einladende Wohn-
lichkeit und Behaglichkeit ist alles gestellt und im Ein-
zelnen wie in der Gesamthaltung immer daran gedacht,
daß junge Mädchen das Haus bewohnen sollen. In den
Zimmern ist mit frischen und lebhaften Farben gearbeitet,
ohne eine milde Gleichmäßigkeit des Einzelraumes zu
stören. Die Möbel in den Einzelzimmern sind weiß-
lackiert, in den gemeinschaftlichen Räumen ist ziemlich
dunkel gebeizte, ins Schwärzliche gehende Eiche ver-
wandt. — Das Haus wie die Möbel, alles entstammt einem
Geist. Es war an solchem Bau, wie sich von selbst ver-
steht, keine Gelegenheit zu überraschenden künstlerischen
Gestaltungen. Ein gewisser Ernst, eine gewisse Würde
auch im Formalen und Dekorativen mußte gewahrt werden,
wie sehr man auch bedacht gewesen sein mag, etwas für
junge Mädchen besonders Ansprechendes zu schaffen.
In der Hauptsache mußte daher die Wirkung gesucht
werden in der Ausgeglichenheit anständiger Verhältnisse,
in einer ausgesprochenen Zweckdienlichkeit und Straff-
heit. Dabei konnte sich im Einzelnen mancher besonders
 
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