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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Widmer, Karl: Der Schreibtisch
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0262

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242 INNEN-DEKORATION

als die etwas nüchterne Modernität des Herrenschreib-
tischs. Auch das Material spielt dabei eine Rolle. Das
feinste und behaglichste bleibt immer ein poliertes Holz.
Für einen Damenschreibtisch wird man deshalb — im
Rahmen des Stils — Mahagoni, Kirschbaum oder sonst
ein feines Politurholz bevorzugen. Für den Schreibtisch
eines Studierzimmers wird sich dagegen ein weniger emp-
findliches Material besser empfehlen; hier bleibt immer
das gewichste Eichenholz als eigentliches Strapazier-
material , das sich leicht abziehen und auffrischen läßt,
das Zweckmäßigste. Schließlich wird von der Bestimmung
des Schreibtisches auch seine Ausstattung abhängen. Auf
einen Studiertisch gehört natürlich nur das notwendige
Gebrauchsgerät. Auch die Tischlampe soll hier wo-
möglich an der Wand und nicht als Stehlampe angebracht
sein. Eine Frau wird sich dagegen die Freude nicht
nehmen lassen, ihren Schreibtisch auch zu schmücken;
ihre geschickten Hände werden nicht gestört, wenn das
Schreibgerät den Platz mit ein paar Stehrahmen oder
einer Vase mit frischen Blumen teilen muß. k. widmer.

Zum Maßstab eines Genies soll man nicht die Fehler in
seinen Produktionen, oder die schwächeren seiner
Werke nehmen, um es dann danach tief zu stellen; sondern
bloß sein Vortrefflichstes. Denn auch im Intellektuellen
klebt Schwäche und Verkehrtheit der menschlichen Natur
so fest an, daß selbst der glänzendeste Geist nicht durchweg
jederzeit von ihnen frei ist. . . . Was hingegen das Genie
auszeichnet und daher sein Maßstab sein sollte, ist die
Höhe, zu der es sich, als Zeit und Stimmung günstig waren,
hat aufschwingen können. . . . Imgleichen ist es sehr
mißlich, große Männer in der selben Gattung, also etwan
große Dichter, große Musiker, Philosophen, Künstler mit
einander zu vergleichen; weil man dabei, fast unvermeid-
lich, wenigstens für den Augenblick ungerecht wird. Als-
dann nämlich faßt man den eigentümlichen Vorzug des
Einen ins Auge und findet sofort, daß er dem Andern ab-
geht; wodurch dieser herabgesetzt wird. Aber geht man
wiederum von dem diesem Andern eigentümlichen, ganz
anderartigen Vorzug aus, so wird man vergeblich nach
ihm bei jenem Ersteren suchen.......Schopenhauer.

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PROFESSOR JOSEF HOFFMANN—WIEN. »SILBERSCHRANK« AUS EINER WIENER WOHNUNQ
 
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