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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Häuselmann, Johann Friedrich: Entwürfe von Karl Pullich - Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0267

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XXV111. JAHRGANG.

DARMSTADT.

JULI-AUG. 1917.

ENTWÜRFE VON KARL PULLICH-STUTTGART

VON J. F. HÄUSELMANN

Es gibt nicht viele Künstler, die ihren Weg
sich so selbst gezimmert haben, wie Karl
Pullich. Sein Werden verknüpft sich nicht mit
dem fest umrissenen Schulbilden heutiger Tage,
noch eigentlich ist er unter der Hand eines be-
deutenden Meisters aufgewachsen. Natürlich hat
ihn die Nähe solcher stets angezogen, aber Pullich
sehnte sich schon früh über die Zweifel der Zeit
hinweg zu jenem Geschichtlich-gewordenen, das
uns klar zu machen vermag. So finden wir ihn
besonders in den Museen, wo er sich nicht mit
dem Empfangen künstlerischer Anregungen be-
gnügte, sondern sich das Gesehene wissenschaft-
lich zerlegte und ganz besonders das Konstruktive
studierte. Das war zu einer Zeit, als das Kunst-
gewerbe bis hoch hinauf wild war, und da ist
es eine besondere Freude, wenn es Leute gab,
die Selbstzucht genug hatten, unaufhörlich nach dem
Wahren, Guten in der Vergangenheit zu suchen
und es Maßstab für das Neuzuschaffende sein
ließen. Und wenn diese Künstler lange Jahre
hindurch seitab stehen mußten, so haben sie heute
doch gesiegt, denn die Mehrheit der schaffenden
Künstler hat glücklicherweise sich wieder auf
eine feste Bahn zurückgefunden. Jene aber, die

ehemals einsam standen, sind uns heute hoch-
zuschätzende Pioniere einer Zeit, die ihnen recht
gegeben hat. Unwillkürlich umgeben wir sie
mit einem gewissen Reiz des Einzigartigen, des
Glücklichgelungenen ihrer persönlichen Neigungen,
sehen in ihnen Verkündiger und Vollbringer zu-
gleich, die unser Sehnen befriedigt haben und
fortwährend befriedigen. Da es sich durchweg
um ausgeprägte Kämpfernaturen handelt, so ist
es kein Wunder, wenn ihre Kraft auch heute
noch auf diesen Hebel eingestellt ist. So ist
auch Karl Pullich durchaus noch kein spielerisch
Schaffender, sondern er verfügt noch über ein
jugendhaftes Maß von künstlerischem Ehrgeiz,
sich an das kleinste Motiv ganz hinzugeben, be-
vor es aus der Hand gelassen wird. Alle die
Blätter, die hier von ihm wiedergegeben sind,
zeugen von seinem redlichen Streben, das Können
und Müssen, das ihn erfüllt, ganz zu erschöpfen.
Auch wo er Dünnes, Flüssiges schafft, ist er
durchaus nicht etwa der geizende Künstler, viel-
mehr empfinden wir gerade hier eine stählerne
Energie der Linien und absoluten Farben. In
den schwerer geformten Raumstücken erscheint
er uns dagegen weichherziger, es ist, als ob er

1917 YII./VlIl. 1.
 
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